IT- und Telekommunikationsrechtler müssen mit der rasanten Geschwindigkeit technischer Entwicklungen Schritt halten. Als Belohnung wartet ein vielseitiges Rechtsgebiet. Ein Überblick von Prof. Dr. Thomas Hoeren, Leiter des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht an der Universität Münster.
Information ist ein wertvolles Gut – umso mehr, seit die Waren- und Dienstleistungsgesellschaft zur Informationsgesellschaft geworden ist. Immaterielle Wirtschaftsgüter wie Know-How, Datensammlungen, Erfahrungen und Ideen sind durch die technische Revolution wirtschaftlich viel bedeutender geworden. Ihre gerechte Verteilung und Vermarktung ist eine der größten Herausforderungen in der Rechtspraxis und Rechtswissenschaft des 20. und 21. Jahrhunderts. Hinzu kommt das ungebremste Wachstum der digitalen Welt. Daher muss der Informations- und Telekommunikationsrechtler mit der rasanten Geschwindigkeit der technischen Entwicklung Schritt halten.
Die größte und spannendste Aufgabe bei der Beschäftigung mit diesem schillernden Rechtsgebiet ist seine Vielseitigkeit. Denn Informations- und Telekommunikationsrecht ist eine Querschnittsmaterie: Es erfasst alle Rechtsfragen, die sich beim Einsatz elektronischer Datenverarbeitung und im Zusammenhang mit moderner Kommunikation stellen. Probleme entstehen auf den Gebieten des Zivil-, des Straf- wie auch des öffentlichen Rechts, sei es bei der Beurteilung von Vertragsschlüssen im E-Commerce, bei der Verteilung knapper (Netz-) Ressourcen, bei der E-Mail- und Telefonwerbung oder bei der Haftung des Betreibers eines Meinungsforums im Internet.
Daher muss der Informations- und Telekommunikationsrechtler in der Lage sein, viele unterschiedlichste Rechtsgrundlagen etwa des Wettbewerbs- und Kartellrechts, des Urheber-, Marken- und Patentrechts, des Persönlichkeitsrechts, des Kauf- und Verbraucherschutzrechts, des Banken- und Versicherungsrechts, des IT- Vertragsrechts, des Rundfunk- und Medienrechts oder des Datenschutzrechts erkennen, anwenden und mögliche Risiken kenntnisreich abschätzen.
Nicht zu unterschätzen ist auch die internationale Dimension der Kommunikationsrechte: Neben den Hürden der europaweiten Rechtsharmonisierung muss man sich den Fragen des internationalen Privatrechts und Spezialproblemen des Verfahrensrechts stellen. Damit ist der Anwalt für IT- und Telekommunikationsrecht kein Spezialist im herkömmlichen Sinne, sondern ein juristischer Allrounder. Er muss neugierig und offen sein, bereit, mit der technischen wie juristischen Entwicklung Schritt zu halten und kreative Lösungen rechtsübergreifend zu entwickeln.
Die Berufsaussichten im Bereich des Informations- und Telekommunikationsrechts sind ungebrochen gut. Auf den, der sich auf diese Herausforderung einlässt, wartet ein breites Spektrum an möglichen Tätigkeitsfeldern: Er entwirft IT-Entwicklungs- und Projektverträge, berät bei Problemen mit Domains, entwickelt Strategien zur Verteilung privatisierter Telekommunikations- und Energienetze und stellt sich der Anpassung des Urheberrechts an digitale Strukturen. Vom Inhouse-Juristen eines Internetunternehmens über den Justitiar einer Rundfunkanstalt, den Energierechtsanwalt in der Großkanzlei bis zum betrieblichen Datenschutzbeauftragen sind die Karrierewege so unterschiedlich wie zahlreich.
Vom jungen Juristen erfordert das IT- und Telekommunikationsrecht damit eine hohe Bereitschaft, sich auf aktuelle technische wie rechtliche Entwicklungen einzulassen. Eingeengtes Nischendenken ist fehl am Platz. Belohnt werden sie mit der reizvollen Möglichkeit, herkömmliche Rechtsstrukturen aufzubrechen und vielseitig Recht zu gestalten.