Kein Markt ohne Regeln: Im Compliance ist das Aufspüren und Verhindern von Vorgängen, die sich außerhalb der legalen Rahmenbedingungen bewegen, eine anspruchsvolle juristische Arbeit. Das hilft nicht nur dem fairen Wettbewerb, sondern auch dem Image der Bank.
Der Finanzmarkt kommt nicht ohne gesetzliche Rahmenbedingungen aus. Sowohl nationale als auch internationale Regulierungsbehörden tragen Sorge für die Einhaltung der Spielregeln, die einen Wettbewerb unter gleichen Bedingungen für alle gewährleisten sollen. Allerdings können diese Institutionen allein noch keine vollständige Kontrolle des Markts garantieren.
Hier kommt Compliance ins Spiel. Dieser Fachbereich ist dafür zuständig, dass eine Bank sich innerhalb der regulatorischen und gesetzlichen Vorgaben bewegt. Verdachtslagen werden ebenso geprüft wie rechtlich fragwürdige Handelsaktivitäten, die womöglich in den Bereich der Wirtschaftskriminalität fallen. Oft geht es dabei um die Manipulation des Finanzmarkts, den Handel mit Insider-Informationen oder um Geldwäsche. Klingt im ersten Augenblick wahnsinnig spannend: Interne Ermittlungen gegen korrupte Finance-Insider leiten und sie für ihr Fehlverhalten zur Verantwortung ziehen.Was sich zunächst liest wie das Skript zu einem zweitklassigen Spionagefilm, ist allerdings im Joballtag deutlich nüchterner. Denn dort kommt es, Hollywood-Logik außen vor gelassen, vor allem darauf an, einen grundsätzlich Überblick über alle Risiken und Eckpunkte des Unternehmens zu haben, an denen es rechtlich heikel werden kann. Da Verstöße gegen das Wettbewerbs- und Kapitalmarktrecht das tägliche Brot eines Mitarbeiters im Inhouse-Compliance sind, sollten Bewerber in jedem Fall umfangreiche Kenntnisse zu Rechtsthemen und erste Berufserfahrung mitbringen. Denn die Abteilung Compliance dient einer Bank nicht zuletzt als Selbstschutz, um finanzielle Verluste und Imageschäden zu vermeiden.
Durch die Finanzskandale der vergangenen Jahre ist das Interesse am noch relativ jungen Fachbereich Compliance sprunghaft gestiegen. Eine direkte Karriere ist allerdings nicht üblich, da es dafür noch keine unmittelbaren hierarchischen Aufstiegswege gibt. Hier entscheidet vielmehr allein die Kompetenz zu Rechtsthemen im Finanzsektor. Zwar sind die Abteilungen oft noch unterbesetzt, doch die fachlichen Ansprüche an die künftigen Mitarbeiter sind eine Hürde. So stellt die Bank sicher, dass die Mitarbeiter alle Qualitäten, die für dieses anspruchsvolle Berufsfeld gefragt sind, auch erfüllen.Dennoch landet man im Compliance keineswegs nur aus Versehen: Wirtschaftswissenschaftler mit Schwerpunkt Recht haben in jedem Fall gute Einstiegschancen, sollten sich aber auf eine hohe Arbeitsbelastung einstellen. Vor allem bei schwerwiegenden Verdachtslagen und internen Untersuchungen sind Compliance-Experten auch langfristig gefragt. Denn ein Experte, der sich in die Details der meist mehrere Jahre andauernden Prozesse eingearbeitet hat, ist von großem fachlichen Wert und kann nicht über Nacht ersetzt werden.