Informatiker haben immer häufiger die Chance, als Trainee ins Berufsleben einzusteigen. In den Programmen erhalten sie wertvolle Orientierung im Unternehmen – und gute Perspektiven für die weitere Karriere.
„Fachlich profitiere ich von meinem Trainee-Programm, weil ich die Vorgehensmodelle kennengelernt habe, auf die ich immer wieder zurückgreifen kann. Wichtig ist auch das Networking mit den Kollegen. Ich weiß, an wen ich mich im Unternehmen wenden kann, wenn es Probleme gibt.“ So blickt Levente Babos auf seinen Start beim IT-Dienstleister Avanade zurück. Der Informatiker stieg im Juni 2011 bei dem gemeinsamen Tochterunternehmen von Accenture und Microsoft als Trainee ein. Zuvor hatte er sein Master-Studium an der Hochschule Landshut abgeschlossen.
Für ein Trainee-Programm entschied Babos sich gezielt. „Das Informatik-Studium ist meist eher theoretisch und allgemein gehalten. In einem Trainee-Programm können Einsteiger besonders gut lernen, was im jeweiligen Unternehmen gefragt ist“, so Babos über die Vorteile eines Traineeships. „Das betrifft sowohl die üblichen Abläufe und Vorgehensweisen als auch die eingesetzten Technologien, bei Avanade etwa die .NET-Technologie von Microsoft.“
Ziel der Programme ist nicht, den Informatikern die Informatik beizubringen. „Für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben kommen andere Faktoren dazu, die im Studium nicht vermittelt werden. So ist es wichtig, die Kultur des Unternehmens zu verstehen, sich ein Netzwerk zu bilden und einen Überblick über Organisation und Abläufe zu bekommen. Das erfolgt in einem Trainee-Programm in kurzer Zeit“, erläutert Uta Winkler aus dem Bereich Human Resources bei Siemens.
Die Unternehmen mit all ihren Prozessen und Facetten in kurzer Zeit zu durchschauen, ist gerade für Informatiker wichtig, denn die Anforderungen an die IT-Abteilungen haben sich stark gewandelt. „Gefragt sind Vermittler zwischen den Geschäftsanforderungen und ‚Out of the Box’-Funktionalitäten mit den wirklich notwendigen spezifischen Ergänzungen“, so Uta Winkler.
Levente Babos’ Programm bei Avanade begann mit einem vierwöchigen Training, das alle Trainees am Hauptstandort des Unternehmens in Kronberg absolvierten. In den nächsten fünf Monaten folgte an seinem Einsatzort München der praktische Einstieg in den ersten Projekten. „Ich startete in einem Sharepoint-Projekt. Es ging um ein Support-Ticket-System in der Telefonzentrale eines Kunden, also um die Verwaltung auflaufender Anrufe beim Kunden support“, berichtet Babos. Es folgten weitere Aufträge auch außerhalb der Sharepoint-Technologie.
Wichtig war dem Avanade-Trainee die fachliche und persönliche Betreuung: „Erfahrene Architekten und ein Mentor betreuten die Trainees individuell an ihren Einsatzorten. Es wurde jeder Schritt besprochen und entschieden, was als Nächstes zu tun ist.“ Um sich über die ersten Projekte und Erfahrungen im Unternehmen auszutauschen, traf Babos sich einmal im Monat mit seinem Mentor.
Während bei Avanade nach dem einmonatigen Training über den Einsatzbereich entschieden wird, stehen bei Siemens Zielposition und Abteilung beim Start des Programms fest. Uta Winkler: „Der Trainee durchläuft zwei einjährige Stationen und ist dabei jeweils einer IT-Fachabteilung zugeordnet. Damit wollen wir dem Trainee ausreichend Zeit geben, um sich gründlich in Themen und das jeweilige Team einzuarbeiten.“
Zu einem hochwertigen Trainee-Programm gehören auch regelmäßige Trainings. Die Veranstaltungen gehen über die fachliche Einarbeitung hinaus. Uta Winkler von Siemens nennt Beispiele: „In unserem Begleitprogramm lassen wir den Trainees Wissen zur Organisation und Fachthemen zukommen. Außerdem fördern wir die persönlichen Skills durch entsprechende Seminare, übergreifende Projekte und unser Netzwerk, etwa durch unsere Alumni-Organisation.“
Die Verzahnung von fachlichen und persönlichen Skills findet Avanade-Einsteiger Levente Babos gerade im IT-Bereich sinnvoll: „Das geschah etwa über Fallstudien, die in Teamarbeit zu lösen waren. Trainiert wurde auch das Arbeiten unter Druck. In der IT ist es wichtig, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, auch wenn es zeitlich eng wird oder der Kunde interveniert.“
Für Babos gehören die Perspektiven, Trainings und Zertifizierungsmöglichkeiten nach Abschluss des Traineeships zu den Kriterien für ein gutes Programm. Und er legt Wert auf einen weiteren Aspekt: „Bewerber sollten auf die Vergütung achten: Das Trainee-Gehalt darf kein besseres Praktikanten-Gehalt sein. Trainees werden schließlich früh in verantwortungsvollen Aufgaben eingesetzt.“