No Risk, No Fun: Oliver Mahr über sein Praktikum im Risikomanagement bei der Commerzbank.
„Die Ablehnung eines Risikos ist für ein Unternehmen das größte Risiko.“, sagte der frühere Bertelsmann-Eigentümer Reinhard Mohn (1921-2009) einmal. Die Finanzkrise zeigte einmal mehr, wie wichtig ein funktionierendes Risikomanagement ist und rückt diese Disziplin stärker denn je ins Rampenlicht.
Als ich für mein Praktikum die hohen Hallen des Commerzbank-Towers in Frankfurt betrat, um per Aufzug in die oberen Etagen katapultiert zu werden, wusste ich zugegebenermaßen herzlich wenig über das Managen von Risiken. Mir war damals auch nicht bewusst, wie sehr mich dieses Praktikum prägen würde. Heute weiß ich, dass diese abwechslungsreiche und anspruchsvolle Beschäftigung in diesem Bereich sehr wichtig für meine persönliche und fachliche Weiterentwicklung war.
Risiken sind genauso vielfältig wie das Bankgeschäft selbst. Das bedeutet, dass dem Risikomanagement und Risikocontrolling sowie dem Bewusstsein dafür eine bedeutende Rolle bei der erfolgreichen Unternehmensführung zukommt. Hauptaufgabe des Risikomanagers ist die gezielte Identifizierung und Bewertung von Risiken, wie Markt-, Kredit- oder operationellen Risiken. All das erfordert eine effiziente Kommunikation, nicht nur mit und unter den Mitarbeitern, sondern auch mit den Aufsichtsbehörden, die die Einhaltung aller regulatorischen Anforderungen, wie Basel II und III, überwachen.
In Reportings werden die wichtigsten Informationen aggregiert. Sie dienen dem Vorstand bei der Entscheidungsfindung und der strategischen Unternehmensführung. Die Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Risikoarten erscheinen zunächst sehr komplex. Doch von den Methoden und Instrumenten, um sie zu analysieren, hat jeder Student der Wirtschaftswissenschaften schon einmal gehört. Kenntnisse über Stochastik, Szenario-Technik, SWOT-Matrix oder die Balanced Scorecard sind ebenso wichtig wie ein fundamentales Verständnis von Datenbanken und der gebräuchlichsten Office-Anwendung, nämlich Excel – dem Arbeitstier des Risikocontrollers.
Die Methodik zur Erledigung der jeweiligen Aufgabe im Praktikum definierte ich selbst und genoss dabei das Vertrauen der Team-Mitarbeiter. Mir zur Seite gestellt war eine Betreuerin, die mich in allen Belangen unterstützt hat. Im Tagesgeschäft half ich den Kollegen bei der Erledigung ihrer Spezialistenaufgaben und bekam so einen umfassenden Überblick.
Ich war etwa für die zentrale Administration der Verlustdatenbank des Konzerns verantwortlich. Mein Hauptprojekt betraf dabei die eigenverantwortliche Leitung und Realisierung eines Projekts zur Strukturanpassung in der Datenbank des Unternehmens. Dadurch wurde nicht nur mein Selbstbewusstsein gestärkt, sondern auch meine Kommunikationsfähigkeiten weiter ausgebaut. Ich erkannte auch, dass Risikocontrolling vor allen Dingen Projektmanagement bedeutet.
Kein Tag im Praktikum war wie der andere. Gerade durch sich ständig ändernde Marktlagen ist die Tätigkeit im Risikomanagement so abwechslungsreich und faszinierend. Interessenten sollten daher neben einer Affinität zu Zahlen und analytischen Fähigkeiten auch Kommunikations- und Teamkompetenzen mitbringen. Je aufgeschlossener, mutiger, neugieriger und risikobereiter man gegenüber den sich ständig wechselnden Einflüssen und scheinbar kaum zu überwindenden Hindernissen ist, desto mehr profitiert man davon – in fachlicher und persönlicher Hinsicht. Natürlich auch in Bezug auf die Karriere.
Mein Tipp: Wie in jedem Bereich der Finanzindustrie ist die Mitgliedschaft oder das Engagement in einem studentischen Börsenverein oder dem Dachverband BVH auch für die spätere sehr empfehlenswert.