Bekommst du als Praktikant:in Gehalt oder zahlst du am Ende sogar drauf? Die gute Nachricht: Praktikant:innen verdienen im Schnitt rund 1.099 Euro im Monat – doch es gibt Ausnahmen. Welche Praktika bezahlt werden und wann es sich ohne Vergütung lohnt.
Diese Zahl kann sich sehen lassen: Durchschnittlich verdienen Praktikant:innen bei Konzernen in Deutschland rund 1318,75 Euro im Monat, so der Clevis-Praktikant:innenspiegel 2019. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 lag das Durchschnittsgehalt bei 950 Euro. Bei KMU verdienen Praktikant:innen im Schnitt 1087,36 Euro brutto.
Und damit kommen wir geradewegs zu einem Thema, das manche Praktikant:innen in Entscheidungsnot bringt: Soll ich ein unbezahltes Praktikum machen, das mir angeboten wurde? Denn die Spanne der Praktikant:innengehälter reicht bei einem Durchschnitt von knapp 1.000 Euro von null bis über 2.000 Euro im Monat.
In den Branchen Medien, Werbung oder Touristik sind unentgeltliche Praktika nicht selten. Und als Praktikant:in hat man nicht immer Anspruch auf finanzielle Vergütung.
Natürlich muss jede:r selbst entscheiden, ob ein Praktikum ohne Gehalt – inhaltlich und karrieretechnisch – das Richtige ist. Vielleicht bietet sich aber die Chance, eine Aufwandsentschädigung oder einen Fahrtkostenzuschuss als eine Art „Praktikant:innenvergütung“ auszuhandeln.
Und wenn kein Geld fließt, muss wenigstens der Inhalt stimmen: Achte darauf, dass man viel lernt und Kontakte im Unternehmen aufbaut – ein aussagekräftiges Zeugnis solltest du außerdem erhalten. Denn das kann später Türen öffnen.
Ob du dich für ein unbezahltes Praktikum entscheidest, hängt auch von dem Zeitpunkt ab: Bist du im Bachelor- oder im Masterstudium oder absolvierst du sogar ein Praktikum nach dem Abschluss? Leider passen nur wenige Unternehmen das Gehalt an den Studienfortschritt an.
Wenn du nach dem Abschluss auf ein Gehalt angewiesen bist, weil deine bisherige finanzielle Unterstützung ausläuft – dann kommt ein unbezahltes Praktikum vermutlich nicht infrage. Auch wenn du noch so viel lernen könntest.
Mit dem Mindestlohngesetz, das eigentlich „Gesetz zur Stärkung der Tarifautonomie“ heißt, wird ein Mindestlohn von 9,50 Euro pro Stunde garantiert. Aber das heißt nicht, dass du in jedem Praktikum Anspruch auf Mindestlohn hast, denn für Praktikant:innen gelten Ausnahmen.
Für ein Pflichtpraktikum im Studium wird dir kein Mindestlohn gezahlt. Auch freiwillige Praktika bis zu drei Monaten Dauer, die zur Berufsorientierung dienen oder studienbegleitend absolviert werden, sind vom Mindestlohn ausgenommen. Lapidare Begründung im Gesetz: „Bei einem Praktikum soll die Ausbildung im Vordergrund stehen“.
Wer als Praktikant:in nach dem Mindestlohngesetz bezahlt wird (kein Pflichtpraktikum oder Praktikum länger als drei Monate), hat bei einer 40-Stunden-Woche prinzipiell einen Anspruch auf ca. 1.530 Euro brutto im Monat. Dann musst du allerdings aufpassen, falls deine Eltern Kindergeld beziehen oder du Bafög bekommst. Denn zum Teil wird die Bezahlung im Praktikum auf dein Bafög angerechnet. Infos dazu gibt es beim Bafög-Amt und bei der Arbeitsagentur.
Es gibt noch eine weitere Ausnahme bei der Bezahlung: Bachelor- und Masterarbeiten, die während eines Praktikums in Unternehmen geschrieben werden, fallen auch nicht unter das Mindestlohngesetz, vorausgesetzt die Tätigkeiten der Studierenden beziehen sich „auf die reine Erstellung der Abschlussarbeit“.
Damit für bis zu 25-Jährige das Kindergeld weiter gezahlt wird, muss die Studienordnung ein Pflichtpraktikum vorschreiben oder „empfehlen“. Ob ein Praktikum für den Kindergeldbezug qualifiziert, hängt nicht von der Praktikumsvergütung ab. Klarheit bringt dir ein Blick in die Studienordnung.
Für große Unternehmen, die regelmäßig Stellen für ein Praktikum anbieten, ist die Vergütung die Regel. Bei Accenture sind die Praktika vergütet und bieten – bei guter Leistung und aktuellem Bedarf – auch Chancen auf eine spätere Übernahme. Das Unternehmen bietet freiwillige und Pflichtpraktika an.
Bei der Postbank beträgt das monatliche Gehalt laut Unternehmen bei einem Vollzeitpraktikum 1.500 Euro im Monat. Das Unternehmen erreicht mit dieser Bezahlung im Praktikum also etwa den Mindestlohn.
Hier kommst du zu einem Muster-Anschreiben für deine Praktikumsbewerbung
Was dich noch zum Thema Praktikum interessieren könnte:
Praktikum: Die Checkliste für deine BewerbungVersicherung im Praktikum: Was du zahlen musst - und was nichtStart ins Praktikum: So läuft beim Einstieg alles glatt