Nach dem Master ohne Job: "Praktika bereits im Studium in Angriff nehmen"

Trotz guter Noten im Bachelor und im Master hat Claudia* noch keinen Job gefunden. Obwohl sie schon rund 50 Bewerbungen verschickt hat. Im Interview erzählt sie von der Jobsuche, von Selbstzweifeln und wie sich finanziert.

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Claudia, du bist jetzt schon seit mehr als einem halben Jahr auf Jobsuche. Wie lief der Bewerbungsprozess ab? Ich habe schon während der Master-Arbeit vereinzelt Bewerbungen geschrieben, aber die meisten habe ich während meines dreimonatigen Praktikums in einer Online-Redaktion abgeschickt. Auch in der Zeit nach dem Praktikum habe ich eine Menge Bewerbungen geschrieben, das müssten insgesamt rund 50 Stück gewesen sein. Bisher ist seit meinem Master-Abschluss mehr als ein halbes Jahr vergangen und ich wurde insgesamt nur zu vier Vorstellungsgesprächen eingeladen.

Wovon lebst du? Meine Mutter unterstützt mich noch und ein bisschen habe ich auch gespart. Zur Überbrückung werde ich mir einen Nebenjob suchen.

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Wie sieht dein typischer Tagesablauf aus? Morgens fahre ich oft in die Bibliothek und schreibe Bewerbungen. Dort kann ich einige Stunden wirklich konzentriert arbeiten und einige Bewerbungen raushauen und mit Freunden zusammen Pause machen. Und wenn man nachmittags dann nach Hause kommt, hat man das Gefühl, etwas geschafft zu haben, etwas Sinnvolles getan zu haben. Dann hat man noch Zeit für schöne Dinge. An Tagen, an denen ich nicht in der Bibliothek bin, schreibe ich auch von zu Hause Bewerbungen und teile mir die Zeit frei ein. Ich gucke nach richtigen Stellen, aber auch nach Nebenjobs, Weiterbildungen und Praktika. Für das Schreiben von Bewerbungen nehme ich mir insgesamt schon mehrere Stunden am Tag Zeit, das hängt aber auch immer davon ab, wie viele Stellen ich finde.

Hast du dann jetzt mehr Zeit für Dinge, die während des Studiums zu kurz gekommen sind und ist der Kopf überhaupt frei dafür? Ja definitiv, ich habe jetzt mehr Zeit für Freunde und Sport und andere schöne Dinge. Für mehr Freizeitaktivitäten, wie Reisen oder Freunde besuchen, fehlt mir leider das nötige Kleingeld und natürlich hab ich auch immer den Druck und den Gedanken im Hinterkopf, dass ich Bewerbungen schreiben und eine Stelle finden muss. Die freie Zeit zu genießen, fällt also etwas schwer. Es vergeht im Moment kein Tag, an dem ich keine Bewerbung schreibe.

Hast du dich arbeitslos gemeldet? Und wirst du bei der Jobsuche vom Jobcenter unterstützt? Nein. Mich arbeitslos zu melden, kommt für mich nicht infrage. Ich bekomme auch keine Unterstützung vom Jobcenter, außerdem bin ich ja noch als Studentin eingeschrieben.

Was glaubst du, woran es liegt, dass der Berufseinstieg nicht sofort geklappt hat? Einerseits gibt es viele, die im Bereich Journalismus arbeiten wollen und andererseits glaube ich, dass Unternehmen eher die Bewerber bevorzugen, die auch wirklich Journalismus studiert haben oder mehrjährige Erfahrungen auf diesem Gebiet haben, beispielsweise durch Praktika oder Nebenjobs. Mein Studiengang ist generell nicht auf einen bestimmten Beruf ausgerichtet.

Überkommen dich manchmal Selbstzweifel? Oder vielleicht sogar Frust? Bezüglich der Wahl des Studiengangs nicht. Ich habe schon das Richtige studiert, zumal das auch meinen Interessen entspricht. Aber natürlich macht man sich Gedanken, ob man sich hätte anders spezialisieren sollen oder vielleicht hätte man mehr Praktika machen können während des Studiums. Frust kommt schon mal auf, wenn man nach zig Bewerbungen immer noch keinen Erfolg hat, obwohl man für die Stelle, auf die man sich bewirbt, voll und ganz qualifiziert ist. Aber ich lasse mich so schnell nicht entmutigen.

Käme für dich eine Weiterbildung infrage? Oder vielleicht sogar ein ganz neues Studium? Eine komplette Umorientierung kann ich mir nicht vorstellen, eine Weiterbildung hingegen schon. In eine völlig andere Richtung möchte ich aber nicht. Auch eine neue Ausbildung nicht.

Würdest du dich auf einen gering bezahlten Job einlassen? Oder auf einen Job in Zeitarbeit? Für den Übergang schon, aber längerfristig nicht.

Was ist dein nächster Schritt? Weiter Bewerbungen schreiben. Ich hoffe, dass es irgendwann klappt. Mal schauen, vielleicht belege ich auch noch den ein oder anderen Fortbildungskurs oder eine Weiterbildung, um die Zeit sinnvoll zu überbrücken. Auch ein weiteres Praktikum oder ein Nebenjob im Bereich Journalismus beziehungsweise Pressearbeit könnte ich mir für den Übergang ganz gut vorstellen.

Hast du Tipps für Absolventen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden? Man sollte auf jeden Fall schon vor dem Abschluss Bewerbungen abschicken, mindestens ein halbes Jahr. Soweit es möglich ist, sollte man auch Auslandssemester und Auslandspraktika absolvieren, das macht sich super im Lebenslauf. Praktika bereits im Studium werden heute oft vorausgesetzt. Wenn man schon früh weiß, was man später mal machen will, können entsprechende Praktika in den Semesterferien hilfreich sein für den weiteren Werdegang. Wichtig ist, alle Kurse an der Uni mitzunehmen, auch Kurse, die vielleicht nicht unbedingt etwas mit dem Studium zu tun haben. Einfach mal in andere Fachbereiche reinschnuppern.

Wo siehst du dich in einem Jahr? In einem guten und sicheren Job in einer Online-Redaktion. Öffentlichkeitsarbeit wäre ziemlich spannend für mich. Auch für ein Volontariat oder eine Trainee-Stelle bin ich völlig offen. Ich hoffe wirklich, dass ich bald was Geeignetes finde.

Steckbrief

Name: Claudia Peters*Alter: 27Wohnort: KölnDerzeitige Tätigkeit: Auf JobsucheWunschberuf als Kind: ÄrztinBerufsziel: Online-RedakteurinLebensmotto: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum Meine Inspiration: Meine Freunde, Sport, Reisen, Musik hören und machen

Werdegang

* Name von der Redaktion geändert 

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