So klappt Networking bei Studenten

Zum Traumjob dank Vitamin B. Ute Blindert, Karriereexpertin und Autorin des Buches „Per Netzwerk zum Job“, erklärt, warum gutes Networking bei der Jobsuche hilft und wie Studenten auch außerhalb des Campus Kontakte knüpfen.

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Frau Blindert, Sie sagen: „Jeder hat ein Netzwerk“. Zählen meine 350 Freunde bei Facebook dazu?

Im weitesten Sinne schon. Es ist natürlich immer die Frage, wie tief die Kontakte sind, die man dort hat. Netzwerk heißt, Menschen um sich zu haben, die ich ansprechen kann, wenn ich Unterstützung brauche. Menschen, die ich um eine Einschätzung bitten, nach einem Job-Tipp oder gar um eine Stelle fragen kann.   

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Aber Facebook ist doch ein Ort der lockeren Unterhaltung und passt weniger zum beruflichen Networking?

Es kommt darauf an, wie man mit seinem Facebook-Netzwerk umgeht. Hilfreich ist, die Kontakte, die ich habe, in Listen einzuteilen. So kann man eine rein private Liste führen, mit Leuten, mit denen man ausgeht und Lustiges teilt. Und dann eine, die fürs Netzwerken geeignet ist, wo Dozenten, Kommilitonen oder Kollegen aus dem Auslandssemester, Praktikum oder Seminar versammelt sind. Aufrufe kann ich so gezielter steuern und nur an bestimmte Gruppen richten. Facebook kann man zu mehr als zur reinen Unterhaltung nutzen. 

Sich mit alten Schulkameraden, Freunden und Mitstudenten zu vernetzen ist noch einfach. Wie erweitere ich meinen Kreis außerhalb des Campus?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Spielt man etwa beim Uni-Sport oder im Verein Volleyball, nimmt man diese Leute in seinen Netzwerkkreis auf. Wer aktiv im Ehrenamt ist, hat dort ebenfalls Anknüpfungspunkte.

Karrieremessen, Uni-Events oder Aktionen wie etwa die Formula Student eignen sich hervorragend, um erste Bande mit Unternehmen und Personalern zu knüpfen. Hier finden dann schon erste Gespräche auf Fachebene statt. 

Wie kann ich denn mein Netzwerk mit Menschen erweitern, die ich nicht irgendwo auf einer Messe oder einem Event kennengelernt habe?

Bei Xing kann man sehr gut die Suchfunktion nutzen, wenn man sich für ein spezielles Unternehmen interessiert und mehr darüber erfahren möchte. So kann man etwa Menschen herausfiltern, die dort arbeiten und das gleiche studiert, dieselbe Uni besucht oder das gewünschte Traineeprogramm absolviert haben. 

Und dann schreibe ich einfach los mit: „Guten Tag, ich möchte mein Netzwerk erweitern und Sie erscheinen mir dafür genau richtig?“

So ähnlich. Man sollte immer eine Kontaktanfrage mit einer Nachricht verbinden. Gut ist dann, dass man dann einen Anknüpfungspunkt hat. So kann man auch den Dozenten oder den Experten kontaktieren, dessen Vortrag man gehört hat.

Aber man darf nicht zum reinen Kontaktesammler werden. Es kommt auf die Qualität und nicht auf die Anzahl der Kontakte an. Denn Networking heißt auch, den neuen Kontakten nachzugehen, sie weiterzuverfolgen. Und das wird bei immer mehr Kontakten auch umso schwieriger. 

Wie halte ich Kontakte lebendig?

Auf den meisten Portalen wird mir angezeigt, wer Geburtstag hat. Kurz per Nachricht gratulieren oder einige Tage später zum Hörer greifen, den Geburtstag als Aufhänger nehmen und sich eventuell dann auf einen Kaffee oder zur Mittagspause verabreden – das festigt die Kontakte. Wenn ich auf Reisen bin oder an einer anderen Uni ein Seminar besuche, kann ich die Menschen in der Nähe anschreiben und mich mit ihnen treffen. 

Das klingt ganz schön aufwendig und nach viel Planung und Koordination.

Netzwerken ist Arbeit. Und man sollte es auch so betrachten. Die Zeit, die ich investiere, spare ich hinterher bei der Jobsuche. 

Eines Ihrer Mottos lautet: „Never lunch alone“…

Das klappt natürlich nicht jeden Tag. Aber ja, das  ist auch Networking. Studenten gehen oft in den gleichen Grüppchen zur Mensa. Um aus dem eigenen Dunstkreis herauszukommen, sollten sie mal zur Mensa der Fachhochschule gehen oder einen Kollegen aus dem Sportverein treffen, der etwas anderes studiert, sich zu seinen Kommilitonen setzen und deren Gesprächsthemen lauschen. 

Leute ansprechen, woanders Mittagessen, alleine Vorträge besuchen –  das macht nur, wer direkt auf Menschen zugehen kann. Was raten Sie schüchternen Menschen?

Hilfreich ist etwa vorbereitet zu Vorträgen, Events oder gar zum Mittagessen zu gehen. Das nimmt die Nervosität. Man sollte überlegen, was man sich von der Veranstaltung erhofft. Dann hilft es, Fragen zu überlegen, die man stellen möchte, aber auch Antworten auf Fragen parat zu haben, die einem selbst gestellt werden. Gut ist auch, wenn man den Elevator-Pitch beherrscht, also innerhalb weniger Minuten alles Wesentliche auf den Punkt bringen kann: wer man ist, was man macht und kann und was man will. Ein Maschinenbaustudent, der eine Masterarbeit bei einem Unternehmen für das Thema Torsionsfedern sucht, kann das direkt anbringen. Entweder der Gesprächspartner fragt, was das ist, oder er kennt sich aus. So oder so kommt ein Gespräch zustande und man befindet sich mitten im Networking. Und das führt im besten Fall zum Job.

Anbieten oder Anbiedern - wo verläuft beim Netzwerken die Grenze?

Bei Jobmessen sollte man nicht beim Gesprächspartner stehen bleiben, wenn schon alles gesagt wurde. Dafür muss man ein Gespür entwickeln. Wenn in Online- und Businessnetzwerken nicht auf eine Geburtstagsgratulation geantwortet wird, ist das auch normal. Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Wichtig ist, sich klarzumachen, dass ein Nein absolut in Ordnung ist. Nicht jede Anfrage klappt. Aber ich bin mir sicher, dass von fünf Leuten, die ich kontaktiere, mindestens einer antwortet. Ein Netzwerk aufbauen braucht einfach auch viel Zeit.

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