Karriere ohne Prädikat – aber mit Zusatzqualifikationen

In keinem anderen Fach scheint auch Jahrzehnte nach dem Abschluss die Note so wichtig zu sein wie in Jura. Also versuchen die meisten, sich nur auf das Studium zu konzentrieren, um das magische Ziel des Prädikatsexamens zu erreichen. Wir sagen dir, warum es sich lohnt, dich auch anderweitig zu qualifizieren.

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Der Druck ist enorm

In fast jedem Studium sammeln die Studenten über das Studium verteilt ihre Credit Points und am Ende wird daraus eine Gesamtnote errechnet. Davon können Juristen nur träumen: Am Ende wartet der dicke Brocken namens Staatsexamen. Spätestens nach dem Schwerpunkt können die Studenten das nicht mehr verdrängen. Aber statt sie aufzubauen und ihnen Mut zu machen, wird von allen Seiten Druck aufgebaut. Überall hört man das Zauberwort: Prädikat. Repetitoren berichten, wie viele ihrer Kursbesucher ein Vollbefriedigend erreicht haben, Unis brüsten sich damit, mehr Prädikatsabsolventen hervorzubringen als andere, Stellenanzeigen verkünden: "Mindestvoraussetzung sind zwei vollbefriedigende Staatsexamina." Niemand berichtet von Juristen, die auch ohne das magische Vollbefriedigend erfolgreich und zufrieden geworden sind.

Das sagt die Statistik

Also hofft und bangt jeder Student, es zu schaffen und nicht zum großen Teil der vermeintlichen Versager zu gehören. Zwar haben sich die Chancen auf eine gute Note im Examen durch die universitären Schwerpunktbereiche erhöht: Werden sie mit eingerechnet, erreichte in Deutschland laut Statistik 2014 immerhin etwa ein Drittel der Kandidaten im ersten Staatsexamen ein Prädikat. Aber viele Kanzleien geben offen zu, dass sie die Uni-Note wieder rausrechnen. Und betrachtet man lediglich den staatlichen Teil, sind es doch wieder nur knapp 17 Prozent der Studenten, die im ersten und fast 19 Prozent, die im zweiten Examen das Prädikat schaffen.

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Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Waren dann also für die meisten Juraabsolventen fünf Jahre Studium umsonst? Findet der Großteil keinen Job? Die Antwort lautet: Nein! Denn nicht nur die Bundesländer und Oberlandesgerichte müssen inzwischen ihre Anforderungen nach unten schrauben, um genug Richter und Staatsanwälte zu bekommen. Im Bezirk des Oberlandesgerichts Hamm etwa konnten bereits im dritten Jahr in Folge nicht alle Stellen für Richter besetzt werden, weil geeignete Bewerber fehlten. Auch wenn man sich die Anzahl an offenen Stellen, die natürlich nur für Leute mit Prädikat ausgeschrieben sind, betrachtet und die Anzahl an solchen Absolventen, wird schnell klar: Diese Rechnung geht nicht auf. Also nur Mut!

Zusatzqualifikationen

Das heißt nicht, dass du dich nicht mehr anstrengen musst. Um Staatsanwalt oder Richter zu werden, brauchst du immerhin noch ein "Befriedigend" und auch das erreichen nicht alle. Ebenso werden die Kanzleien und Unternehmen ihre Anforderungen nicht endlos herunterschrauben. Was also kannst du tun, um dich positiv von der breiten Masse abzusetzen?

Zusatzqualifikation ist das Stichwort! Dazu zählen Sprachkurse, Auslandserfahrungen, Softwareschulungen und und und. An der Uni hast du die Gelegenheit, dir Schlüsselqualifikationen wie Rhetorik oder Verhandlungsmanagement anzueignen. Auch Coachings werden an den meisten Karrierezentren der Hochschulen angeboten. Selbst wenn du mit deinen Pflichtkursen genug zu tun hast, nimm dir die Zeit und nutze diese Angebote! Nach dem Studium bezahlst du sonst dafür eine Menge Geld. Um Auslandserfahrungen zu sammeln und eine Sprache zu lernen, hast du viele Möglichkeiten: Besuche Fremdsprachenkurse an der Uni, extra für Juristen. Viele bieten auch eine fachspezifische Fremdsprachenausbildung (), wie etwa die Uni Münster. Andere offerieren gar einen zweisprachigen Studiengang in Kooperation mit Hochschulen im Ausland. So hat die Uni Köln enge Verbindungen nach Istanbul. Häng einen LL.M. an dein Studium oder besuche eine Summer School. Die Auswahl ist groß. So ist garantiert für jeden etwas dabei.

Darauf achten Unternehmen

Sehr gefragt sind in Unternehmen neben verhandlungssicherem Englisch natürlich Wirtschaftskenntnisse. Du musst jetzt aber nicht zwangsweise ein komplettes BWL- oder VWL-Studium dranhängen. An einigen Universitäten gibt es eigens Studiengänge, die beides verbinden, aber auch einzelne Kurse der Wirtschaftswissenschaften können besucht werden. So bietet die Universität Mainz das "SQ-Zertifikat-Wirtschaft" für Juristen an, in dem Rechnungswesen genauso Thema ist wie Wirtschaftspolitik.

Achte außerdem darauf, deinen Schwerpunkt nach deinen Interessen zu wählen. Bilde dich in dem Bereich weiter, mit dem du dich gern im Arbeitsleben beschäftigen möchtest. Ein Schwerpunkt im Banken- und Finanzrecht kommt bei Kreditinstituten bestimmt besser, als ein anderer, den du eventuell nur gewählt hast, weil dort bessere Noten verteilt werden. Auch Kenntnisse im Arbeitsrecht sind innerhalb eines Unternehmens immer von Vorteil.

Qualifikationen abseits der Uni

Um den größten Druck von dir zu nehmen, versuche also nicht nur, das für dich bestmögliche Ergebnis aus deiner Abschlussprüfung herauszuholen, sondern guck dich von Anfang an weiter um. Arbeite vielleicht neben dem Studium als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder engagiere dich für eine soziale Organisation. Mach bei einem Moot Court mit oder versuche, Praktika in renommierten Kanzleien und Unternehmen zu bekommen. Mit persönlichen Kontakten und einem positiven Eindruck bei der Arbeit lassen sich andere Defizite eher ausgleichen. Sprach- oder Softwarekenntnisse können den Unterschied zu anderen Bewerbern ausmachen. Also vergrabe dich nicht nur in deinen Büchern. Kopf hoch und los geht's!

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