Existenzgründung nach dem Studium – Chancen und Risiken

Du willst nach deinem Studium eigenständig arbeiten und ein eigenes Unternehmen gründen? In jeder Existenzgründung liegen Chancen und Risiken, die du dir bewusst machen solltest. Was bei der weiteren Planung außerdem wichtig ist, erfährst du in diesem Artikel.

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Etwa jede:r zehnte Deutsche ist selbstständig. Im Jahr 2021 gab es laut Gründungsmonitor KfW 2022 rund 607.000 Existenzgründungen. Eine Studie der KfW zeigte, dass Absolvent:innen bei der Gründung noch zurückhaltend sind. Dabei sind die Voraussetzungen für Start-ups gut – und wir zeigen dir, wie du dir den Einstieg erleichterst.

Chancen einer Existenzgründung

Was spricht für den mutigen Schritt in die Selbständigkeit? Die Chancen einer Existenzgründung beziehen sich vor allem auf die Karrieremöglichkeiten. Als Gründer:in bist du dein eigener Chef oder Chefin und hast damit sofort eine Führungsposition inne. Auf dem Arbeitsmarkt sieht es in vielen Fällen anders aus, dort besetzt du in der Regel eine klassische Einstiegsstelle. In etablierten Unternehmen kämpfen Absolvent:innen oft mit ihren Ideen und Visionen gegen eingefahrene Strukturen. Die Möglichkeit der Mitsprache und Mitgestaltung ist in vielen Fällen für Einsteigende eher gering. Als Existenzgründer:in kannst du deine eigenen Ideen umsetzen und dich selbst verwirklichen.

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Risiken einer Existenzgründung

Die Risiken sind für dich als Absolvent:in generell die gleichen wie für Existenzgründende mit Berufserfahrung. Du trägst das unternehmerische Risiko, das umso höher ist, je mehr Startkapital du benötigst. Ob die Geschäftsidee tatsächlich Früchte trägt, ist nie zu 100 Prozent sicher. Im Gegensatz zum Angestelltenverhältnis haben Existenzgründende kein gesichertes Einkommen. Gerade in der Anfangszeit ist das Einkommen bei hohem Arbeitsaufwand gering. Existenzgründende müssen sich außerdem um alles selbst kümmern.

Neben den allgemeinen Risiken einer Existenzgründung gibt es bei Absolvent:innen noch einige Besonderheiten, die du beachten solltest. Auch wenn du mit frischen Ideen und einem umfangreichen Wissensstand von der Uni kommst, fehlt die Berufserfahrung. Der Markt ist für Absolvent:innen unbekannt. Anders ist es bei Menschen mit Berufserfahrung. Das heißt nicht, dass ein Neuling automatisch zum Scheitern verurteilt sei. Neben der Geschäftsidee und dem Businessplan kommt es auf die individuelle Persönlichkeit an – nicht jede Person ist zum Unternehmer oder Unternehmerin geboren. Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen sind wichtig für deinen Erfolg als Existenzgründer:in. Auch betriebswirtschaftliches Fachwissen ist eine Grundvoraussetzung. Wenn dir diese Eigenschaften fehlen, suche dir eine Person, die dich in diesen Dingen unterstützen kann.

Wenn du Chancen und Risiken abgewogen hast und mit einer Existenzgründung liebäugelst, legen wir dir noch einige Punkte ans Herz, die dir den Einstieg erleichtern.

Der Businessplan: Das A und O

Neu, ungewöhnlich, ausbaufähig. Geschäftsideen müssen hohe Anforderungen erfüllen. Deine Idee ist nur dann etwas wert, wenn sie eine Marktlücke füllt und eine Zielgruppe erreicht. Das bedeutet Profit und Profit ist gut, um Geldgebende zu überzeugen. Sobald deine Idee und das Grobkonzept für das eigene Unternehmen stehen, entwickle deinen Businessplan. Das kostet viel Zeit, aber der Aufwand wird sich auszahlen. Nämlich dann, wenn die Banken dasselbe tun. Der Businessplan gehört zu den ersten Unterlagen, nach denen Geldgebende vor der Kreditvergabe fragen. Er bietet auch dir als Unternehmer:in Sicherheit, da er das gesamte Vorhaben von der zeitlichen Planung bis zur finanziellen Umsetzung beinhaltet. Umfangreiche Analysen des Marktes, der Konkurrenz und der potenziellen Risiken müssen darin enthalten sein. Sei bei der Erstellung realistisch. Dann entdeckst du mögliche Probleme und Schwächen deines Vorhabens. 

Die Finanzierung der Gründung

Hochschulabsolvent:innen können bei der Existenzgründung auf unterschiedliche Fördermöglichkeiten zurückgreifen. Existenzgründende haben die Möglichkeit, den Gründungskredit der KfW, der Kreditanstalt für Wiederaufbau, in Anspruch zu nehmen, der niedrige Zinsen und flexible Konditionen bietet. Ähnliche Kredite vergeben teilweise auch Privatpersonen und Unternehmen, die eine erfolgversprechende Existenzgründung von Hochschulabsolvent:innen als gute Investition sehen. 

Neben den bereits genannten Finanzierungsmöglichkeiten gibt es auch staatliche Förderungen und Zuschüsse, die für Existenzgründer:innen besonders attraktiv sein können. Diese finanzielle Unterstützung wird von verschiedenen Institutionen angeboten und ist oft zweckgebunden. Ein Beispiel hierfür ist das EXIST-Gründerstipendium, das innovative Gründungsvorhaben aus der Wissenschaft fördert. Zuschüsse sind besonders vorteilhaft, da sie nicht zurückgezahlt werden müssen. 

Grundsätzlich finanzieren sich Unternehmen meist durch eine Kombination aus Eigen- und Fremdkapital. Das Eigenkapital bringen Gründende, Geschäftspartner:innen oder Teilhaber auf. Es bildet die eigene Grundlage des Unternehmens. Doch nur wenige Absolvent:innen besitzen das nötige Startkapital. Gerade dieses ist in Bezug auf Fördermittel relevant. Für Banken ist Eigenkapital ein Pluspunkt und zeugt von deiner Liquidität. Wieviel Geld du selbst investierst, hängt von deinen Plänen ab. Während ein selbstständiges Übersetzerbüro auch von zu Hause aus läuft, benötigen technische Betriebe entsprechende Ausstattung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert in besonderem Maße Start-ups und junge Unternehmen.

Wir empfehlen dir, einen seriösen Finanzberatenden an Bord zu holen. Einsteiger:innen und sogar Profis haben Schwierigkeiten, alle Finanzen des Unternehmens im Voraus zu planen. Auch die privaten Ausgaben für dich als Gründer:in solltest du nicht unterschätzen. Sie liegen je nach Lebensstandard zwischen 20.000 und 30.000 Euro. Einnahmen und Ausgaben sind für die Finanzierung sorgfältig abzuwägen. Dann bist du für das Gespräch mit deiner Bank gut gewappnet.

Die Rechtsformen der Existenzgründung

Von Bedeutung ist auch die Rechtsform deines Unternehmens. Möchtest du Partner:innen haben oder alleine arbeiten? Diese Formen gibt es:

1. Einzelunternehmen: Jedes Unternehmen, das eine einzelne Person gründet. Es entsteht bereits durch die Anmeldung beim Gewerbeamt und die Beantragung einer Steuernummer beim Finanzamt.

2. Personengesellschaft: Sobald zwei oder mehr Personen ein Unternehmen gründen, entsteht eine Personengesellschaft. Der Unterschied liegt in den Arten der Haftbarkeiten.

3. GmbH: Diese Art der Kapitalgesellschaft bietet Gründenden den Vorteil, dass sie maximal mit ihrer Einlage in das Unternehmen haftbar gemacht werden können. Der Nachteil ist, dass Verluste steuerlich erst mit den Gewinnen des Folgejahres verrechnet werde.

Ausführliche Informationen zu den einzelnen Rechtsformen stellt das BMWi zur Verfügung.

Es ist sinnvoll, wenn du nach der Gründung deines Unternehmens mit einem Anwalt und einem Steuerberatenden Kontakt hältst. Gemeinsam können sie herausfinden, ob die Rechtsform deines Unternehmens noch die richtige ist. Oft ändern sich die Anforderungen und die rechtliche Ausgangslage muss daran angepasst werden.

Bereit für die Selbstständigkeit?

Wiegen Eigenständigkeit und eine möglicherweise steile Karriere das Risiko zu scheitern und das unsichere Einkommen tatsächlich auf? Ist es nicht doch vernünftiger, eine sichere, wenn auch wenig flexiblere Stelle anzunehmen? Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Es gibt verschiedene Faktoren, die dir bei der Entscheidung für oder gegen die Existenzgründung helfen.

Diese Checkliste zeigt dir, was du zur Existenzgründung bedenken musst:

  • deine Persönlichkeit
  • deine Geschäftsidee
  • deine erworbenen Fähigkeiten
  • das Maß der Unterstützung durch Dritte
  • die Gründungsform
  • der Kapitalbedarf und
  • die Alternativen

Das alles sind Faktoren, die deine Risiken sowie Chancen beeinflussen. Sie sind immer individuell zu betrachten, um dann abzuwägen, ob eine Existenzgründung für dich Frage kommt. Fest steht: Entscheidest du dich für die Existenzgründung, musst du dich gut vorbereiten. Auch eine durchdachte Marketingstrategie gehört zum Erfolg eines Start-ups dazu. 

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