Junge Leute aus allen Teilen der Erde treffen sich, lernen zusammen an der Uni in den Semesterferien und erkunden gemeinsam ein fremdes Land: Diese Erfahrung machst du bei einer Summer School. Im Interview mit Judith erfährst du, warum es sich lohnt und was du dafür beachten musst.
Judith kommt gerade erst vom Sommerseminar der European Association of Social Psychology (EASP). Wir haben sie gefragt, welche Erfahrungen sie gemacht hat und warum sie unbedingt empfehlen würde, an einer Summer School teilzunehmen.
Judith, was hast du bei der EASP-Summer-School gemacht?Über zwei Wochen habe ich mit anderen Sozialpsychologen in Exeter, im Südwesten von England, neue Erkenntnisse und Methoden kennengelernt. In verschiedenen Workstreams wie "Communication and the emergence of identities" haben wir Vorträge zu den unterschiedlichen Themen gehört und in unseren jeweiligen Gruppen Forschungsprojekte zusammen entwickelt. Nach dem Workshop ging es aber auch oft in den Pub, sodass wir uns alle besser kennengelernt haben.
Wie bist du auf die EASP-Summer-School aufmerksam geworden?Zum einen haben meine Kollegen schon seit Jahren davon gesprochen. Eine Kollegin hat auch selbst vor zwei Jahren daran teilgenommen. Und dann wurde auch über E-Mail-Verteiler dafür geworben. Aber eigentlich habe ich immer aktiv danach gesucht und geguckt, wann man sich bewerben kann. Die Summer School findet nur alle zwei Jahre statt und das letzte Mal konnte ich leider nicht. Daher wollte ich mich dieses Mal auf jeden Fall darum kümmern.
Und warum wolltest du an der Summer School teilnehmen?Ich habe es vor allem gemacht, weil es mir zum Networken empfohlen wurde. Ich glaube, das funktioniert auch wirklich, weil man in entspannter, lockerer Atmosphäre Leute kennenlernen kann, die im gleichen Feld arbeiten. Ein anderer Grund war, dass ich nach neuen Methoden für meine Forschung gesucht habe.
Wie lief dann der Bewerbungsprozess? Musste man spezielle Voraussetzungen mitbringen?Beworben habe ich mich im Januar 2016, also ein halbes Jahr vorher. Zwei Monate später kam dann schon die Zusage. Die Uni in Exeter hat das ganz gut organisiert. Alle Infos waren immer rechtzeitig da. Weil es eine Doktoranden-Summer-School war, musste man promovieren. Und beim Bewerbungsschreiben sollten zwei Empfehlungsschreiben dabei sein. Meine kamen von meinem Kollegen und meinem Betreuer.
Haben viele an der Summer School teilgenommen und woher kamen die Leute?Um die 60 waren da. Ich glaube, 62 oder 63. Beworben hatten sich mindestens doppelt so viele. Von europäischen Unis kamen etwa 50 Leute. Fünf Plätze waren für amerikanische Unis und fünf für Asien und Ozeanien vorgesehen. Aber die Leute kamen fast alle aus Amerika und Australien.
Wie lief das Programm ab?Wir hatten eigentlich immer ab 9 Uhr erstmal einen Vortrag von einem der Workstreamleader. Es gab fünf verschiedene Workstreams zu verschiedenen Themen, die jeweils von zwei bis drei Leuten geleitet wurden. Danach war man dann meist den ganzen Tag im eigenen Workstream. Meiner hieß "Researching pro social and antisocial behaviour in public spaces". In der ersten Woche haben wir Literatur gelesen und in der zweiten haben wir uns verschiedene Projekte überlegt, die wir umsetzten möchten und dann daran gearbeitet. Manchmal gab es nachmittags noch einen Vortrag.
Hat es dir denn auch Spaß gemacht?Mir hat es sehr gut gefallen. Ich habe mir extra einen Workstream ausgesucht, der ein bisschen anders ist als das, was ich normal mache. Ich dachte, dadurch bekomme ich neuen Input, auch was Methodik angeht. In dieser Forschungsrichtung wird deutlich qualitativer gearbeitet, während wir in meiner eigentlich nur quantitativ untersuchen. Ich fand das sehr spannend und habe neue Perspektiven entdeckt. Außerdem habe ich viele Leute kennengelernt, die an verschiedenen Projekten arbeiten. Auch die Arbeit im eigenen Workstream hat mir Spaß gemacht und wir wollen die Untersuchungen umsetzten. Dadurch bleiben wir in Kontakt.
Würdest du es weiterempfehlen, an einer Summer School teilzunehmen?Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen. Man kann leicht neue Kontakte zu anderen Leuten im eigenen Forschungsfeld aus anderen Ländern knüpfen. Und man lernt neue Perspektiven kennen, weil so viele Leute mit unterschiedlichen Themen und Arbeitsweisen zusammenkommen. Das hört sich alles richtig positiv an. Gab es auch etwas, das dich gestört hat? - Nicht so richtig, aber es war relativ anstrengend, weil man jeden Tag so lange mit Leuten unterwegs war. Also es gab um 8 Uhr morgens Frühstück und bis das Abendessen fertig war, war es dann auch schon wieder 20 Uhr. Und dann ist man oft noch ins Pub gegangen. Man war also immer unter Menschen. Das kann anstrengend sein, aber gehört dazu. Darauf muss man sich einstellen.
Wie läuft das mit der Finanzierung?Unterkunft und Verpflegung haben zusammen 550 Euro gekostet. Bei mir hat meine Arbeitseinheit aus der Uni das übernommen, genauso wie meine Fahrt. Aber es gab auch Leute, die es selbst bezahlt haben. Hätte man mich vorher gefragt, ob ich das Seminar ohne finanzielle Unterstützung machen würde, hätte ich wahrscheinlich nein gesagt. Aber im Nachhinein, würde ich ja sagen, weil ich jetzt weiß, wie gut es war. Und wenn man überlegt, dass die Kosten alles umfasst haben, geht das auch, denke ich.
Zum Schluss noch eine Frage, Judith: Welche Tipps würdest du Studenten oder Doktoranden mitgeben?
Zu Visum oder Krankenversicherung kann ich nichts sagen, noch ist England ja in der EU, daher war das für mich kein Thema. Generell würde ich raten: Such dir ein Thema aus, das für dich selbst relevant ist. Dann nimmst du fachlich auch etwas für dich mit. Und solange man offen hingeht und bereit ist, neue Leute kennenzulernen, kann da nicht so viel schief gehen.
Es existieren keine vollständigen Auflistungen über das umfangreiche Angebot an Summer Sessions. Also informierst du dich am besten auf den Internetseiten der einzelnen Hochschulen darüber. Manchmal helfen auch Webseiten wie summerschoolsineurope.eu oder summer-schools.info. Wir zeigen dir, woran du grundsätzlich denken solltest: