Nach dem Master promoviert: "Nur mit Doktor kommt man in den Konzernvorstand“

Gute Jobaussichten nach der Uni – und trotzdem promoviert. Im Interview erzählt Sandra, mit welcher Leichtigkeit sie ihre Doktorarbeit innerhalb von dreieinhalb Jahren meistert. Mit summa cum laude. Warum sie sich nach dem Master dafür entschieden hat.

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Sandra, du hattest im Master eine glatte "Eins". Wann war für dich klar, den Doktor dranzuhängen? Als ich meine Master-Arbeit am Lehrstuhl geschrieben habe. Dabei hat mir das praktische Arbeiten sehr viel Spaß gemacht. Das Thema lag mir total, das Umfeld hat auch gepasst. Ich wollte gerne einen Beruf mit viel Abwechslung: Ein guter Mix aus Lehre, Forschung, Industrieprojekte, Labor und Schreibtisch.

Warum bist du nicht direkt nach dem Master in den Job eingestiegen? Mit dem Master in Maschinenbau hättest du doch gutes Geld verdienen können? Die Promotion hat sich mehr oder weniger ergeben. Mein Chef kam auf mich zu und hat mir die Promotionsstelle mit einem spannenden, internationalen Projekt angeboten. Das klang sehr verlockend für mich, da konnte ich einfach nicht nein sagen.

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Was war deine Motivation für die Promotion? In erster Linie, um Geld zu verdienen. Wichtig war mir auch die Unabhängigkeit von meinen Eltern. Ich hatte das Glück, eine volle Stelle im öffentlichen Dienst zu bekommen. Außerdem steigert man mit einer Promotion seine Chancen, später einmal in Positionen zu gelangen, die ohne einen Doktor nahezu unerreichbar sind.

Zum Beispiel? Zum Beispiel haben Doktoranden die Möglichkeit, an eine Gruppenleiterstelle zu gelangen oder sogar im Vorstand von einem großen Konzern zu arbeiten. Aber auch das Einstiegsgehalt bei mittelständischen Unternehmen ist mit einem Doktor höher angesiedelt. Langfristig ist auch eine Professur möglich.

Wie kommt der angehende Doktorand zu seinem Doktorvater oder zu seiner Doktormutter? Hast du Ratschläge? Bei mir verlief das recht unkompliziert. Mein Chef an der Uni ist auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei ihm am Lehrstuhl zu promovieren. Das ist in meinem Bereich ganz üblich. Studentische Hilfskräfte, die einen guten Eindruck hinterlassen, werden gerne als Doktoranden eingestellt.

Was hast du während der Promotion verdient? Ich bin wie meine Kollegen in TVL13 eingestuft.

Also brauchtest du dich während deiner Doktorarbeit nicht noch zusätzlich um deinen Lebensunterhalt kümmern? Nein, die Promotionsstelle war gut bezahlt. Das hat zum Leben völlig ausgereicht.

Welche Rolle spielte für dich die Höhe des Gehalts? Auf einer halben Stelle hätte ich nicht promoviert. Dafür hätte ich gar nicht erst angefangen.

Kannst du deinen typischen Tagesablauf während der Promotion beschreiben? Meistens habe ich um halb acht angefangen zu arbeiten, dann habe ich mich mit einem Teil der Kollegen beim Kaffee in der großen Kaffeeküche getroffen und ausgetauscht. Dabei wurden auch Probleme besprochen, bevor sich jeder seinen Laborversuchen gewidmet hat. Zu meinem Aufgabenbereich gehörte auch, Übungsgruppen zu betreuen. Häufig habe ich den Professor in die Vorlesung begleitet und stand ihm betreuend zur Seite. Dann musste ich natürlich auch immer an meiner Arbeit weiterschreiben. Um halb eins bin ich dann immer mit den Chefs, Kollegen und Hiwis in die Mensa. Danach ging es auch schon weiter mit der Bearbeitung von Forschungsanträgen. Dann stand noch die Vorbereitung der Präsentationen meiner Forschungsergebnisse an. Die Forschungsergebnisse werden zweimal im Jahr auf einer Tagung vorgestellt und das muss sorgfältig vorbereitet werden. Zwischen vier und halb fünf habe ich dann in der Regel Feierabend gemacht.

Hattest du dann wirklich Feierabend oder warst du auch noch zu Hause mit der Doktorarbeit zugange? Nein, ich hatte tatsächlich Feierabend. Während der Woche habe ich mich nach Feierabend nicht mehr mit der Doktorarbeit beschäftigt. Manchmal hat mich jedoch ein Thema so sehr beschäftigt, dass ich noch weiter recherchiert habe. Das kam aber nicht allzu oft vor.

Das Schreiben einer Doktorarbeit kostet in der Regel Zeit, Nerven und Energie: Hast du Tipps für angehende Doktoranden? Auf jeden Fall braucht man einen Freizeitausgleich. Bei mir sind's die Pferde. Man braucht definitiv etwas, wo man runterkommen und abschalten kann. Das ein oder andere Wochenende habe ich auch gar nichts für meine Doktorarbeit getan, einfach um neue Energie zu tanken. In den letzten vier Monaten - als es dann auf die Endphase zuging - habe ich aber so gut wie jedes Wochenende daran gearbeitet.

Du hast jetzt dreieinhalb Jahre promoviert. Für wen ist eine Promotion das Richtige? Angehende Doktoranden sollten auf jeden Fall notenmäßig zum oberen Drittel des Jahrgangs gehören. Insgesamt würde ich aber sagen, das ist kein Hexenwerk. Die Promotion ist für jeden etwas, der Spaß an der Forschung, aber auch Spaß am Schreiben hat. Dann ist es echt machbar. Absolut wichtig ist auch, dass man sich mit seinem Doktorvater versteht, das ist die halbe Miete. Wenn kein gutes Verhältnis da ist, kann es durchaus problematisch werden.

Rückblickend: War es die richtige Wahl? Was hat dir am meisten gefallen an deiner Promotion? Die Promotion war absolut die richtige Wahl. Mein Projekt hat mir total Spaß gemacht. Ich habe an einem internationalen Forschungsprojekt gearbeitet in Kooperation mit einer Uni in Mexiko City. Im Nachhinein bin ich total stolz, dass ich es geschafft habe. Ich hatte es mir wesentlich schwerer vorgestellt.

Und was hat dich genervt? Manchmal hat mich schon etwas genervt, das ich ziemlich viel Lehre machen musste. Vor allem im letzten halben Jahr hätte ich lieber nur an meiner Arbeit geschrieben. Das wurde vorher so nicht kommuniziert. Es fielen viele verschiedene neue Aufgaben an. Weil nicht genug Leute da waren, musste ich hier und da mal einspringen.

Wo siehst du dich in einem Jahr? Ich habe bei einem Industrieunternehmen einen unbefristeten Arbeitsvertrag unterschrieben. Dort werde ich die nächsten Jahre arbeiten und dann vielleicht die Professur in Angriff nehmen.

Drei Dinge, die man für die Promotion braucht...Fleiß, Ausdauer und Kreativität.

Wie fühlt es sich jetzt an, mit "Frau Doktor" angesprochen zu werden? Meine Freunde und Kollegen machen ständig Witze darüber, was für mich absolut okay ist. Aber ich glaube, wenn mich jemand ernsthaft mit dem Titel anredet, ist es noch ungewohnt und komisch.

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