Interview: Präsentier dich im Vorstellungsgespräch auf Augenhöhe

Als Bewerber fühlst du dich unsicher und machtlos? Schluss damit! Henryk Lüderitz ist Trainer für High Potentials und Management-Nachwuchs. Er empfiehlt dringend mehr Selbstbewusstsein im Vorstellungsgespräch – und auch mal ungewöhnliche Bitten an den Gesprächspartner.

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Bloß keine Panik: Brainteaser & Co. im Jobinterview

Herr Lüderitz, Sie halten Vorträge über „ungeahnte Möglichkeiten im Vorstellungsgespräch“. Wissen viele Bewerber gar nicht, was sie rausholen können?

Davon bin ich überzeugt. Vorstellungsgespräche laufen oft immer noch ab wie vor 20 Jahren. Sie sind ein Relikt aus einer Zeit, in der man als kleiner Bewerber dem mächtigen Industriellen gegenüber saß und sich beweisen musste. Langsam wird diese Haltung zum Glück aufgebrochen: Bewerber können sich als gleichwertigen Partner auf Augenhöhe anbieten – schließlich müssen beide Seiten herausfinden, ob sie zueinander passen. 

Was machen viele Bewerber in den Gesprächen falsch? Was ist der beliebteste Fehler?

Es ist eine Frage der Einstellung. Oft fühlen sich Bewerber ausgeliefert und wie auf einem Prüfungsstuhl, dann können sie sich nicht richtig präsentieren. Man sollte sich selbst die Frage stellen: Warum will ich den Job unbedingt und wieso passe ich so gut auf die Stelle? Auch wenn ich nur ein kleines Zahnrad im Unternehmen bin – ohne das funktioniert es nicht. Wenn ich mir das klar mache und meiner Kompetenz bewusst werde, habe ich die richtige Grundhaltung.

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Gibt es Dinge, die sich Bewerber einfach mal trauen sollten? Zum Beispiel, um den Gesprächspartner zu überraschen?

Ich rate dringend von Wortspielen oder coolen Sprüchen ab, die man sich vorher überlegt hat. Die kommen in der Realität nie so gut rüber wie zuhause am Schreibtisch. Wer von der Persönlichkeit her nicht ulkig ist, sollte auch nicht ulkig sein – auch wenn er mal gelesen hat, dass ein lockerer Spruch das Eis brechen kann.

Wie verschaffen sich Bewerber einen Vorteil gegenüber Konkurrenten?

Sie können zum Beispiel nach einem Rundgang durch das Büro fragen, um die Räumlichkeiten, das Team und die Atmosphäre zu erleben. Das hat zwei Vorteile: Der Bewerber bekommt selbst viel besseres Bild vom potenziellen Arbeitsumfeld – und er bleibt dem Gesprächspartner im Gedächtnis. Wenn Unternehmen nichts zu verbergen haben, freuen sie sich oft über das Interesse. Und es ist legitim, danach zu fragen. Schließlich ist die Wahl des Arbeitgebers eine wichtige Entscheidung.

Wie können Bewerber nach dem Vorstellungsgespräch möglichst gut in Erinnerung bleiben?

Am besten hinterlassen sie direkt eigene Ideen. Entweder stoßen sie im Gespräch ein erstes Brainstorming an, entwickeln Ideen für eine Problemstellung des neuen Jobs und notieren einige Vorschläge, die sie dem Gesprächspartner am Ende überlassen. Es kann auch Eindruck machen, schon vorab ein Handout mit eigenen Ideen vorzubereiten, das man zum Termin mitbringt.

Ich rate außerdem allen Bewerbern dazu, im Internet auf sich aufmerksam zu machen: Einen eigenen Blog über seine berufliche Leidenschaft aufziehen, eine Internetseite einrichten oder auch bei Twitter ein Netzwerk aufzubauen. Dafür muss man nicht in der Kreativbranche arbeiten: Ein Blog für junge Projektmanager zeigt, dass man sich wirklich für ein Thema begeistert – auch wenn dort nur alle 14 Tage ein Beitrag erscheint, den 20 Leute lesen. Wer wirklich beeindrucken will, der kann sich heutzutage nicht mehr nur auf sein Anschreiben und gute Noten verlassen. 

Die klassische Frage nach Stärken und Schwächen: Wie ist die beste Antwort?

Bewerber dürfen keine Angst vor echten Schwächen haben! Sie sollten sich vorher fragen: Was kann ich nicht, womit habe ich Probleme? Wenn ich mich schlecht konzentrieren kann, wenn mehr als 30 Leute in einem Raum sitzen, sollte ich das ehrlich zugeben. Falls es in einem Unternehmen nur Großraumbüros gibt, dann könnte das natürlich den Job kosten – aber dann ist es auch sinnvoll, dass man nicht dort landet. Wer Schwächen kaschiert, könnte später darunter leiden. Außerdem gibt es einem Bewerber Ecken und Kanten, wenn er auch dazu steht, etwas nicht zu können.

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