Ein Trend aus Schweden erobert die Welt. Beim Lunch Beat steht statt Pausenbrot Tanzen auf dem Speiseplan. Immer mehr Arbeitgeber setzen auf kreative Mittagspausen – wir zeigen, was es (angeblich) bringt.
Die Schweden mal wieder. Wer auch sonst? Aus irgendeinem Grund schaffen es die Skandinavier immer wieder Trends zu setzen. Angefangen hat es spätestens mit Abba. Irgendwann schwabbte dann die gelb-blaue Welle namens Ikea über den gesamten Kontinent und jetzt machen sich die Schweden an unsere gute alte Mittagspause ran.
Lunch Beat nennt sich eine Tanzbewegung, die seit einiger Zeit Büros und Firmen auf der ganzen Welt erobert. Dabei treffen sich Kollegen statt bei Pasta in der Kantine, bei Beats und Disconebel. Einziger Auftrag: abzappeln. Klingt komisch? Wird noch besser. Denn das musikalische Buffet findet nicht in echten Clubs statt, sondern auf dem Firmengelände in mehr oder weniger gelungener Clubatmosphäre.
Einer der ersten Arbeitgeber in Deutschland, der den Trend der kreativen Mittagspause aufgegriffen hat, ist die Otto Group aus Hamburg. Einmal im Monat setzt der Versandhändler unter dem Label Culture Club Tanz, Kino oder anderen Zeitvertreib auf den Speiseplan seiner Mitarbeiter. "Natürlich steht bei Otto - wie bei jedem anderen Unternehmen auch - die Leistung und das Ergebnis im Vordergrund. Unsere Mitarbeiter sollen sich aber auch wohlfühlen und Spaß bei der Arbeit haben", sagt Sabine Josch, Direktorin Personal bei Otto. Bislang nehmen rund 200 Kollegen das Angebot an.
Nun ist es sicher nicht jedermanns Sache, in der Mittagspause mit dem Vorgesetzten oder mit ungeliebten Kollegen die Hüften zu schwingen. Wer damit aber kein Problem hat, tut sich tatsächlich etwas Gutes. Denn alles was Stresshormone abbaut, ist laut Arbeitspsychologen gut. Bewegung steht dabei ganz oben auf der Liste. So gesehen ist die neue Tanzbewegung nur das konsequente Weiterdenken von Altbekanntem. Denn Lauftreffs, Yogakurse oder Fitnesstrainings sind nicht nur bei Adidas schon seit Jahren beliebte Pausenfüller.
Nach dem Motto "Wer ordentlich tanzt, kann besser arbeiten", haben auch die Arbeitgeber etwas von der kreativen Mittagspause. "In Zahlen lässt sich das sicher nicht festmachen", sagt Sabine Josch. "Was wir aber feststellen, ist, dass die Veranstaltungen das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter, ihre Kreativität und ihre Motivation stärken." Sie verhehlt aber auch nicht, dass es noch einen positiven Nebeneffekt gibt. "Extern unterstreicht der Culture Club sicherlich unser Image als innovativer Arbeitgeber", so Josch. Denn belohnt wurde das Unternehmen Ende 2015 mit dem Human Resources-Excellence-Award.
Das ist wohl mit ein Grund dafür, dass immer mehr Arbeitgeber ihren Mitarbeitern als Alternative zur Kantine Konzerte, Sport, Poetry Slam, Kino oder Disco anbieten. Allen voran Großkonzerne wie BMW, Beiersdorf oder Unilever. Arbeitspsychologen warnen allerdings vor einem möglichen Gruppenzwang. Wer nicht mittanzt ist eine Spaßbremse - und schon gibt es einen neuen Stressherd. Auch vor Fachvorträgen oder lockeren Brainstorming-Runden in der Mittagspause warnen sie. Denn die ist dazu da, sich zu erholen und abzuschalten.
Dass nicht jede kreative Pausenidee gut ankommt, musste ausgerechnet die Werbeagentur Scholz & Friends erfahren. Bei ihrem Mittagsbingo entschied das Los, welche Kollegen miteinander in die Mittagspause gehen sollten. Die Idee kam nicht sonderlich gut an, das Dating-Glücksrad wurde wieder eingestellt.
Damit rechnet bei Otto so schnell niemand. Das Angebot soll sogar noch erweitert werden.