Wer ein zweiter Mark Zuckerberg oder Jeff Bezos werden will, braucht wohl vor allem eins: Durchhaltewillen. Und was Start-up-Gründer sonst noch brauchen, das verrät Stefan Menden, selbst Gründer, Autor, Manager und Investor im Interview.
Ende der 1990er Jahre wurde das disruptive Potenzial des Internets und neuer digitaler Geschäftsmodelle erstmals deutlich. Damals war ich Student in Köln und hatte eine Website zum Austausch zwischen internationalen Studenten gebastelt. Aus eigener Erfahrung wussten wir, dass sich Studenten sowieso über Karrierethemen ‚offline‘ austauschen – so entstand die Idee, eine Seite zu bauen, auf der dieser Austausch nicht mehr eins zu eins, sondern vertausendfacht ermöglicht wird. So hilft das Internet, Informationsasymmetrien abzubauen: Studenten konnten sich erstmals mit anderen Studenten über ihre Praktika, Auslandssemester und Bewerbungsgespräche austauschen und neben der Präsentation der Unternehmen einen authentischen Einblick von anderen Peers erhalten.
Der größte Fehler ist, den Wert der Idee zu überschätzen und die eigentliche Ausführung zu unterschätzen. Das Internet-Business ist heute sehr professionell. Man muss sich vor allem ernsthaft Gedanken machen, ob und wie man sich differenziert von anderen Angeboten – oder warum es eine vermeintlich neue Idee nicht schon gibt. Meine Erfahrung ist, dass es im Grunde alles schon einmal gab. Vor Facebook gab es Friendster und MySpace, vor Google auch Altavista. Am Ende entscheiden die richtige Umsetzung – und natürlich auch das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.
Einfach machen. Alles was du dafür brauchst, hast du schon oder kannst es schnell lernen. Aus Erfahrung – und dazu gehört auch Scheitern – lernt sich sowieso besser. Warum werden Einwanderer, die keine deutsche Hochschulausbildung haben, kein Geld haben und die Sprache nicht perfekt sprechen, manchmal mit ihren Gründungen sehr erfolgreich? Die Antwort lautet: Weil sie es einfach machen.
Nach meiner Einschätzung ist er nicht so wichtig. Du brauchst ein Excel-Modell, indem du belegen kannst, dass du in einen attraktiven Markt gehst. Die Kern-Economics des Geschäftsmodells musst du verstehen und abbilden können. Dafür braucht es keine Prosa ringsherum. Mach lieber eine Zehn-Seiten-Power-Point-Präsentation. Wenn du das Geschäft darin nicht erklären kannst, dann wird ein 20-Seiten-Businessplan auch nicht helfen.
Die Idee ist irrelevant. Nimm einen Kiosk: Davon gibt es in den meisten Städten hunderte und nicht wenige Kiosk-Unternehmer sind damit sehr erfolgreich geworden. Einen Kiosk zu gründen ist auch ein Copycat – aber auf die Umsetzung kommt es an.
Das kommt aufs Geschäftsmodell an. Ich denke, dass man mit 10.000 bis 40.000 Euro in den meisten Fällen eine Firma gründen kann.
Die richtige Zusammenstellung des Gründerteams ist sehr wichtig. Überleg dir, welche komplementären Fähigkeiten ihr mitbringt. Oft denken Gründer, sie brauchen einen Techie und machen jemanden zum CTO, der ein bisschen PHP programmieren kann. Wenn der dann nach einem Jahr überfordert ist, aber als Mitgründer noch einen Großteil der Anteile hält, ist der Konflikt programmiert. Wichtig ist, dass das Gründerteam hundert Prozent committed ist, keine anderen Verpflichtungen mehr hat, gut miteinander auskommt und Vertrauen hat. Und dass es neben einer Einigung zur Gründung auch eine Einigung gibt, wie man sich wieder trennen kann, sollte es im Sinne der Firma notwendig werden. Üblich sind zum Beispiel Programme, dass man sich seine Anteile über die Zeit erst verdienen muss und sonst den Mitgründern zurückgeben muss, das sogenannte Vesting.
Ich würde die großen Venture-Capital- und Gründerblogs lesen. Hier ist jede erdenkbare Situation beschrieben. Es gibt so viel Erfahrung da draußen – das ist erst einmal das Wichtigste. Gestehe dir am Anfang ein, dass du erst einmal massiv lernen musst.
Du solltest nach drei bis sechs Monaten eine klare Idee haben und ehrlich zu dir sein, wenn es nicht funktioniert.
Ich persönlich hätte Lust, nochmal mehr über die Zukunft des Online-Recruiting nachzudenken. Ansonsten liegen die größten Herausforderungen heute im Bereich Künstliche Intelligenz.
Ich gehe davon aus, dass die größten Firmen noch gegründet werden und praktisch keine jetzige Dax- oder S&P-500-Firma in zehn Jahren noch existiert. Es gab nie eine bessere Zeit, Firmen zu gründen.