Denkt man an Trainee-Programme, denkt man meist an große Konzerne und High Potentials. Doch auch kleine Unternehmen bieten die beliebte Alternative zum Direkteinstieg an. Ihnen sind Persönlichkeit und Leidenschaft oft wichtiger als ein durchdesignter Lebenslauf und Top-Noten.
Plätze in den Trainee-Programmen namhafter Konzerne sind äußerst gefragt. Auf eine Ausschreibung gibt es häufig mehrere hundert Bewerbungen. Wer keine überdurchschnittlichen Noten und mehrere Praktika vorweisen kann, hat meist schlechte Chancen auf eine Stelle bei Daimler, Adidas oder Munich Re. Doch insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen können eine Alternative sein: Die Konkurrenz ist nicht so groß und man lernt genauso viel - nur anders.
Die Möglichkeit, die ersehnte Trainee-Stelle zu bekommen, ist für Absolventen hier wesentlich besser. Oft zählen bei den vermeintlich kleinen Arbeitgebern Engagement, ein interessiertes Auftreten, Sympathie sowie Lernbereitschaft und Leidenschaft besonders viel. Ein nur durchschnittlicher Notendurchschnitt oder eine Lücke im Lebenslauf können die genannten Soft-Skills wettmachen. Denn je kleiner das Team, desto wichtiger ist es, dass du gut reinpasst. Und das hängt weniger von deinen Noten als von deiner Persönlichkeit ab.
Hat ein Bewerber eine der beliebten Stellen ergattert, kommt er in den Genuss einiger Vorteile gegenüber seinen Kollegen bei den Großkonzernen. In den meisten kleinen und mittleren Unternehmen kennen sich die Angestellten untereinander persönlich. Als Trainee bekommt man dementsprechend schnell einen umfassenden Einblick in das gesamte Unternehmen. Nicht selten hat man die Möglichkeit mit dem Vorstand zu reden und Erfahrungen auf breiter Ebene zu sammeln – bei einem Global Player so fast undenkbar.
Ein Nachteil ist allerdings das Gehalt, welches meist weniger üppig ausfällt. Laut Gehaltsdatenbank Personalmarkt verdienen Trainees in kleinen Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern durchschnittlich 4.000 Euro weniger im Jahr als ihre Kollegen bei mittelgroßen Arbeitgebern mit bis zu 1.000 Angestellten. Weitere rund 9.000 Euro beträgt der Abstand zu Trainees bei Großunternehmen.
Schwieriger ist bei den "Kleinen" auch die Weiterbildung der Trainees in Workshops und die persönliche Betreuung. Kleineren Unternehmen fehlen hierzu oft die finanziellen und zeitlichen Mittel. Doch auch für dieses Problem gibt es mancherorts eine Lösung: In Niedersachsen beispielsweise bietet "GÖtrain" akademischen Berufsanfängern eine Anlaufstelle für die Suche nach einem passenden Trainee-Programm.
Absolventen, die auf der Suche nach einer Trainee-Stelle sind, sollten also nicht ausschließlich große Konzerne im Blick haben. Gerade wer auch seine spätere Laufbahn eher bei einem kleinen oder mittelständischen Unternehmen sieht, sollte gleich den Einstieg als Trainee dort versuchen.
Weitere Autorin: Nicole Janssen