Einstieg, Praxisphase, Karriere: Die Big Four locken mit großem Namen, doch es gibt auch die mittelständischen Wirtschaftsprüfer-Gesellschaften. Warum sich ein Blick um die Ecke lohnt.
Jobs als Steuerprüfer und Wirtschaftsprüfer gelten als zukunftssicher. Doch bis man die Jobs ausüben darf, ist es ein langer Weg. Praxiserfahrung spielt im Berufsexamen eine entscheidende Rolle. Viele Absolventen zieht es deswegen zu den Branchengrößten, den Big 4: , Deloitte, KPMG und PWC. Sie zählen globale Unternehmen zu ihren Mandaten und beraten in der Politik, etwa die EU-Kommission.Doch Absolventen sollten auch einen Blick auf die mittelständischen Arbeitgeber werfen. Denn wer die richtige Wahl ist, darüber entscheidet vor allem eins - wie man sich die eigene Karriere vorstellt
Eine erste Entscheidungshilfe ist die Frage, ob man spezialisiert oder lieber als Allrounder arbeiten möchte. Bei Spezialisierung können die Big Four die richtige Adresse sein, Generalisten zieht es oft auch zu den mittelständischen Unternehmen. Denn Absolventen können hier sowohl in Steuerberatung als auch bei der Wirtschaftsprüfung hineinschauen und müssen sich nicht (gleich) entscheiden.Das liegt vor allen an den Mandaten: Die globalen Unternehmen erfordern eine so spezialisierte Beratung, dass Wirtschaftsprüfer teils in eng begrenzten Teilgebieten eingesetzt werden. Mittelständische WP-Kanzleien betreuen dagegen oft auch regionale Mandate. Diese Unternehmen erfordern eine umfassende Beratung und sehen im Wirtschaftsprüfer den Hauptansprechpartner für viele Themen, entsprechend groß ist sein Einfluss.
Für die Big 4 sprechen ein internationales Renommee und die Chance, für börsennotierte Unternehmen zu arbeiten. Die Ausbildung bietet neben Mentoren-Programmen auch regelmäßige Entwicklungsgespräche. Außerdem besteht die Möglichkeit, einen Teil der Ausbildung bei einer ausländischen Gesellschaft zu absolvieren.Aber auch der Einstieg bei einem mittelständischen Unternehmen bietet Vorteile. Den Absolventen wird mehr Verantwortung übertragen und häufig können eigene Ideen eingebracht werden. Die Ausbildung unterscheidet sich am meisten durch die breitere Aufstellung, da die Mandate auch später eine umfassende Beratung benötigen. Wer international Karriere machen will, hat zwar bei den Big 4 gute Karten, aber die mittelständischen Unternehmen holen auf.
Unterschiede machen sich auch bei den Rahmenbedingungen bemerkbar. Die Atmosphäre bei den Mittelständischen gilt als familiärer, außerdem stehen die Wirtschaftsprüfer unter weniger Leistungsdruck und die Arbeitszeiten fallen moderater aus.Das hängt mit den Mandaten zusammen: Bei großen, börsenorientierten Unternehmen müssen häufiger Deadlines eingehalten werden, da können Überstunden anfallen. Auch die Reisezeiten zu internationalen Kunden können eine ausgewogene Work-Life-Balance zu einer Herausforderung machen. Andererseits sorgt gerade die Chance, für globale Mandate zu arbeiten für eine Menge Spannung und Abwechslung.
Und das Geld? An der Management-Spitze bei den Großen sind die Gehälter hoch - die Grenzen nach oben sind offen. Doch die Gipfelerstürmung ist keine leichte Aufgabe. Bis zum Partner bringen es längst nicht alle. Auf den unteren Stufen der Karriereleiter fällt die Bezahlung niedriger aus als mancher erwartet. Letztlich ist der Unterschied zu den Mittelständischen, abgesehen von den Top-Gehältern, aber eher gering.
Dass viele Wirtschaftsabsolventen eine Karriere bei den Big 4 anstreben, liegt vor allem an den großen Namen. Es wird aber auch schlichtweg eine Menge Geld in die Rekrutierungsmaschinerie gesteckt. Denn erstens: Neueinsteiger sind für Arbeitgeber preiswerterer als Berufserfahrene und zweitens: Die Spreu wird ja noch vom Weizen getrennt. Die Fluktuation bei den Großen liegt zwischen zehn und 20 Prozent. Viele nutzen die gute Ausbildung und wechseln nach einigen Jahren zu Kundenunternehmen. Da macht sich ein großer Name gut im Lebenslauf.
1/2 Der Kompass durchs Labyrinth der Wirtschaftsprüfer2/2 Welcher Arbeitgeber ist der Richtige?