Erstversicherer, Rückversicherer, Aktuare, Underwriter – herzlich willkommen in der Versicherungsbranche! Doch was bedeuten diese Begriffe und welche Jobchancen verbergen sich dahinter?
Versicherungen lassen sich in zwei Sparten einteilen: Erst- und Rückversicherungsunternehmen. Die Rückversicherer übernehmen einen Teil der Risiken, die Erstversicherer im direkten Kundenkontakt eingegangen sind. Die klassische Trennlinie zwischen Erst- und Rückversicherungsgeschäft weicht durch die zunehmende Verflechtung innerhalb der Branche immer mehr auf. Jobchancen für zahlenaffine Absolventen gibt es sowohl bei Erst- wie bei Rückversicherern. Einen guten Überblick über Arbeitgeber der Branche bietet der Arbeitgeber-Check von Staufenbiel Institut. Dort werden zum Beispiel die Versicherungsunternehmen Allianz, Ergo, Hannover Rück, R+V Versicherung und Munich Re vorgestellt.
Die Rückversicherungsunternehmen suchen häufig Wirtschaftsabsolventen mit mathematischen, technischen und informationstechnischen Zusatzqualifikationen, wenn es um die Bewertung von Versicherungsrisiken gerade im technischen Bereich geht.
Das Geschäft der weltweit operierenden Rückversicherer wird zunehmend komplexer und zugleich riskanter. Steigend ist der Deckungsbedarf für komplexe Großrisiken wie Naturkatastrophen oder große Infrastrukturprojekte. Gleichzeitig geben Erstversicherer und Großunternehmen immer weniger Risiken an die Rückversicherer – gegen entsprechende Gebühr – ab. Neue Formen der Risikofinanzierung waren gefragt: So haben Rückversicherungen, teilweise in Zusammenarbeit mit Investmentbanken, eine Reihe von Instrumenten entwickelt, mit denen Risiken neu verteilt werden, etwa über die globalen Finanzmärkte.
Die deutsche Versicherungswirtschaft ist ein bedeutender Arbeitgeber. So beschäftigen die Unternehmen rund 300.000 angestellte Mitarbeiter im Innen- und Außendienst. Hinzu kommen selbstständige Einfirmenvertreter, Mehrfachvertreter und größere Versicherungsmakler, die wiederum selbst Mitarbeiter beschäftigen. Schon seit längerem ist ein Rückgang der Beschäftigung in der Branche insgesamt zu beobachten. Betroffen von dieser Entwicklung sind überwiegend Mitarbeiter mit geringer Qualifikation. Bei den Akademikern liegt seit Jahren ein gegenläufiger Trend vor.
Von 2013 auf 2014 ist die Akademikerquote von 23,2 auf 19,7 Prozent gestiegen. 2014 waren in der Versicherungswirtschaft über 41.600 Absolventen tätig. Die größte Gruppe stellen die Juristen, gefolgt von Betriebs- und Volkswirten. Die Versicherungsunternehmen beschäftigen außerdem Mathematiker, Ingenieure und Informatiker. Zu den übrigen Akademikern zählen Psychologen, Physiker und Mediziner.
Besonders in den Rückversicherungsunternehmen, wo die Zusammenarbeit vieler Spezialisten gefordert ist, gibt es eine breite Palette von Berufsbildern. Nicht umsonst wird ein Rückversicherer immer noch als „Haus der 100 Berufe“ bezeichnet. Bewerber sollten gute Sprachkenntnisse und die Bereitschaft zu Mobilität mitbringen. Absolventen mit erster Berufserfahrung in der Versicherungsbranche und guten mathematischen Kenntnissen sind besonders gefragt. Der Bedarf an Führungskräften nimmt mittel- und langfristig zu. Wegen des härter werdenden Wettbewerbs sind auch Wirtschaftsabsolventen mit erster Vertriebserfahrung ebenfalls gefragt.
Ein klassischer Start in der Versicherungsbranche ist und bleibt das Trainee-Programm. Meist wird dabei besonderer Wert darauf gelegt, dass neben wichtigen Innendienststationen auch Erfahrungen im Außendienst gesammelt werden. Der Verkauf von Versicherungen ist – vor allem im Privatkundengeschäft – eine bodenständige Angelegenheit, die Vertriebsgeschick und besondere Stärken in der Kommunikation erfordert. Um die Qualifizierung ihrer Außendienstmitarbeiter zu steigern, haben zahlreiche Unternehmen Trainee-Programme speziell für den Außendienst entwickelt. Die Fähigkeit, auf neue Kundenwünsche, neue Produkte und neue Vertriebswege – unterstützt durch das Internet – einzugehen, gewinnt weiter an Bedeutung. Ebenso das eigenverantwortliche Arbeiten und die Selbstmotivation, da Außendienstmitarbeiter meist weniger direkten Kontakt mit ihren Kollegen haben als andere Einsteiger in der Branche.