Rechts und links schauen. Juristen, die es nicht ans Gericht oder in eine Kanzlei zieht, finden im Consulting, in Unternehmen oder Steuerberatung spannende Jobs und gute Perspektiven.
Juristen, die keine Lust auf den Staatsdienst haben, finden interessante Alternativen in der freien Wirtschaft. Denn juristisches Know-how ist bei der wandelbaren Gesetzeslage in jedem Unternehmen unverzichtbar. Große Unternehmen haben sogar eigene Rechtsabteilungen. Laut Berechnungen des Bundesjustizministeriums arbeiten mehr als ein Viertel der 160.000 in Deutschland arbeitenden Anwälte als sogenannte Syndikusanwälte in Unternehmen.
Die Examensnote zählt – das ist bei Juristen bekannt und wird sich so schnell nicht ändern. Mindestens vollbefriedigend im zweiten Staatsexamen – das fordern Unternehmen mit Bedarf an Jura-Absolventen ebenso wie Kanzleien, wie die Sonderauswertung Jura unserer Studie JobTrends zeigt. Wie auch schon in den Jahren zuvor, achten Unternehmen weniger stark auf die Note im ersten Examen. Praktische Erfahrung spielt dagegen eine sehr große Rolle und ist den Unternehmen bei ihren Bewerbern sehr wichtig. Die Kanzleien setzen hier einen anderen Schwerpunkt: Sie schwören auf Doktortitel und LL.M.
Egal, für welchen Bereich Juristen sich entscheiden: Wenn sie beim Berufseinstieg optimal durchstarten wollen, sollten sie Englischkenntnisse nachweisen können. Auch mit Auslandsaufenthalten, außeruniversitären Erfahrungen und betriebswirtschaftlichem Verständnis können sie bei Arbeitgebern punkten.
Für das Gros der Unternehmensjuristen ist der Direkteinstieg der Start ins Berufsleben, so das Ergebnis der Job-Trends-Studie. Über die Hälfte der befragten Arbeitgeber gibt an, Jura-Absolventen als Associates einzustellen. 17 Prozent bereiten die Jungakademiker mit einem kurzen Einführungsprogramm auf den Job vor. Bemerkenswert: Trainee-Programme werden sehr viel häufiger angeboten als noch vor zwei Jahren und werden inzwischen von fast 30 Prozent der Unternehmen angeboten. Sieben Prozent bieten als Einstiegsform die Assistentenposition an. Bei den personenbezogenen Einstellungskriterien – den sogenannten Soft Skills – achten die Unternehmen vor allem auf Kommunikationsfähigkeit, Eigeninitiative und Selbstständigkeit gefolgt von Belastbarkeit und Leistungsorientierung. Auch unternehmerisches Denken und Handeln wird gern gesehen.
In der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung bieten sich Juristen Aufgaben in den unterschiedlichsten Rechtsgebieten: Sie können als Prüfer, Anwalt oder Berater arbeiten – für Abwechslung ist also gesorgt. Wer neben juristischen Fachkenntnissen ein Faible für Zahlen mitbringt, findet in der Steuerberatung oder Wirtschaftsprüfung einen krisenfesten Aufgabenbereich. Gute Karten hat daher, wer es schafft, die kosten- und zeitintensive Prüfung zum Steuerberater zu absolvieren.
In der Wirtschaftsprüfung befassen sich Juristen in interdisziplinären Teams mit dem Bankaufsichtsrecht und Investment-, Wertpapier- und Wertpapierhandelsrecht. Auch Fragen, die das allgemeine Zivil- und Handelsrecht sowie das Gesellschaftsrecht betreffen, gehören zum Alltag. Wirtschaftsprüfer prüfen Jahresabschlüsse von Kapitalgesellschaften auf formelle und materielle Richtigkeit. Da sich die Gesetze stetig ändern, kommt es darauf an, immer auf dem neuesten Stand zu sein, um effizient beraten zu können. Ständige Fortbildung ist daher ein Muss.
Wer gerne mit Menschen zu tun hat und ganz neue Herausforderungen sucht, ist in der Finanzberatung genau richtig. Hier beraten Juristen Akademiker zu Themen wie Vorsorge, Absicherung, Vermögen sowie private und betriebliche Finanzen. Bei der Beratung von Juristen können sie ihr Know-how am besten ausspielen. Denn sie kennen die Bedürfnisse dieser Zielgruppe genau und können sie daher optimal beraten.
Wer als Jurist in die Finanzberatung einsteigen möchten, kann dies meist schon im Anschluss an das Studium oder Referendariat. In internen Fortbildungen, die mit Training on the Job in einer Geschäftsstelle kombiniert werden, kann man sich auf die Beratungstätigkeit vorbereiten. Hier beraten die Jung-Berater zunächst meist Referendare. Im ersten Beratungsgespräch gilt es, die persönlichen und beruflichen Ziele des Kunden herauszufinden. Je nach Karrieresituation stehen entweder allgemeine Themen rund um den Berufseinstieg oder aber die weiteren beruflichen Entwicklungen und die finanzielle Situation des Kunden im Vordergrund des Gesprächs.
In einer Beratungssituation kommt es besonders darauf an, dass man gut zuhören kann, flexibel ist und sich in den Kunden hineinversetzen kann. Außerdem muss ein Finanzberater in der Lage sein, seinem Kunden die komplexen Aspekte finanztechnischer Angelegenheiten möglichst unkompliziert und einfach zu erklären. Daher kommt es nicht nur auf Kommunikationsfähigkeit an, sondern auch darauf, dass man sich schnell in verschiedensten Themengebieten zurechtfindet. Auch juristische Fachprobleme tauchen dabei immer wieder auf - ein Grund, warum der Juristen gut für den Beruf des Finanzberaters geeignet sind!
1/2: Juristen in der Wirtschaft2/2: Arbeit in der Rechtsabteilung eines Unternehmens