Klick und weg. Ob Online-Formular oder Bewerbungen per E-Mail - sich zu bewerben war noch nie so leicht und so schnell möglich wie heute. Wären da nicht die Fallstricke. Aufgepasst, sonst vergeigst du dir noch deine Bewerbung.
Neulich beim Bewerbungsgespräch: "Mit dem Internet kenne ich mich aus. Bin nicht nur bei Facebook, Xing, Twitter, Instagram und Snapchat dabei, nein, ich kommentiere, poste, like und verteile, was das Zeug hält." Aha. Profi also.
Doch das Profi-Handeln im Social-Media-Umfeld kann im Bewerbungsverfahren zum Verhängnis werden. Warum? Auflösung folgt zum Schluss, denn das ist schon fortgeschrittenes Scheitern.Fangen wir mit den banaleren Fauxpas an. Hier kommen die sechs besten Wege, wie du deine Online-Bewerbung garantierst versemmelst.
Der E-Mail-Absender An.toni@web.de ist für deinen Vornamen Antonia zwar kreativ. Nur stellt sich die Frage: Wer schreibt hier eigentlich? Personaler erfahren weder den Vor-, noch den Nachnamen. Überhaupt klingt das eher nach Spaß als nach einer ernsthaften Bewerbung um einen Job. Auch max.f80@web.de oder m.muelli@web.de liegen hier ganz weit vorne. Über marie_zuckerschnuetschen@web.de müssen wir ja hoffentlich erst gar nicht diskutieren.
Muss nur noch kurz die Welt retten, danach flieg ich zu dir. Noch 148 Mails checken, wer weiß was mir dann noch passiert, denn es passiert so viel."
Dank Internet und E-Mail geht heute alles ganz fix. Die Nachricht ist schnell geschrieben, schnell verschickt und schnell gelesen, die Online-Maske ratzfatz ausgefüllt. Bei der Hektik sind Rechtschreibfehler, Vertipper und ungenaue Formulierungen vorprogrammiert. Aber, so what? Seit Whatsapp nutzt man eh keine Groß- und Kleinschreibung mehr. Hält nur auf. Kostet Zeit. Von ganzen Sätzen und Kommaregeln ganz zu schweigen. Man versteht sich doch auch so. Klare Sache. Das ist es auch für den Personaler. Der legt nämlich in Null-Komma-Nix deine Bewerbung auf den Absagestapel. So what?
Jetzt gibt es kein Halten mehr. Ins Bewerbungsschreiben kommt alles rein, was du im Leben so gemacht hast. Und das, was in den Lebenslauf nicht mehr reinpasst. (Wer hat die Regel "Zwei Seiten Lebenslauf" überhaupt aufgestellt? Ein Leben auf zwei Seiten ... unmöglich!). Die erste Erfahrung als Kellner in der Eckkneipe ist definitiv nicht zu verschweigen. Auch nicht das gelegentliche Babysitten beim Nachbarn. Zeigt doch Stressresistenz. Ach so, und das Unkraut jäten bei der Oma zum Frühjahr ist ja auch irgendwie Arbeitserfahrung. So oder so, irgendwas davon wird schon für den Personaler interessant sein - kann sich ja das Beste raussuchen.
Genau so läuft es nicht. Wer keine Schwerpunkte setzen, den Fokus nicht auf wichtige Dinge im persönlichen Lebenslauf lenken kann, der verirrt sich im Lebenswirrwarr und verliert auch die Aufmerksamkeit der Recruiter. Kein roter Faden, kein Job.
Ständig stößt man auf Regeln: Zeilenbegrenzungen, Formatierungen, Layout oder Schriftgröße - alles ist genormt. Diese Zwänge umgeht man bei der Online-Bewerbung ganz leicht mit der E-Mail. Herrlich, hier geht alles ganz ungezwungen und leicht von der Hand. Schließlich muss man ja sowieso einen Text in die E-Mail-Maske schreiben. Also nix wie rein mit dem Bewerbungsschreiben. Und am Ende das Ganze mit sonnigen Grüßen abschließen und einen schönen Tag wünschen. Ja, das ist rund.
Nein, nicht wirklich. Das Anschreiben hat nichts in einer E-Mail verloren. Es gehört zur Bewerbung mit dem Lebenslauf und den Zeugnissen. Für den Text in der eigentlichen E-Mail müsst ihr euch schon etwas anderes einfallen lassen. Ein "Sehr geehrte Damen und Herren, im Anhang finden Sie meine Bewerbung", reicht da übrigens auch nicht.
Bites, Megabytes, Gigabytes, Terabytes - gibt's alles, geht alles. Wer solche Datenungetüme nicht empfangen kann, der sollte doch bitteschön mal sein Postfach vergrößern. Hilft. Aufmerksamkeit erreicht man auch mit ganz verrückten Dateiformaten wie bat, bak, odg, log, rtf, swf oder dcr. Der Empfänger freut sich riesig über unbekannte Dateien, die sein Rechner nicht lesen kann. Die Freude ist so groß, dass er die Dinger gar nicht öffnen mag. Gleiche Vorfreude erzeugt man auch mit komprimierten Dateien.
Das Entpacken ist wie Weihnachten. Zunächst. Doch dann kommt der Aufschrei: Die Wust an Papier, Kordeln und Schmuck-Gedöns ist riesig. Will man nicht, braucht man nicht und kommt in den Papierkorb - denn wo soll das alles, will man es schnell wiederfinden, gelagert werden? Also ab in den Trash. Im Online-Bewerbungsfall in den virtuellen. Im Klartext: Wichtig ist eine pdf-Datei mit allen, wirklich allen Texten (Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse). Einmal öffnen, einmal speichern. Das geht.
Jetzt kommt endlich das Scheitern für Fortgeschrittene. Man denkt, man bewegt sich auf dem Social-Media-Parkett wie kein Zweiter. Die Kanäle sind bekannt, die Funktionen vertraut. Wer heute nicht retweeted, posted, liked, shared oder kommentiert ist nicht mehr dabei im Karussell des wahren Lebens. Kaum einer ruft sich ins Bewusstsein, dass das Netz nicht vergisst. Alles ist abrufbar, alles findet sich wieder. Der eine Kommentar, der unter die Gürtellinie ging, das eine Foto, das unvorteilhaft ist, das eine Mal "gefällt mir" zu viel geklickt, als es um witzige Alkoholgeschichten ging... nichts geht verloren, alles ist dokumentiert. Privatsphäre? Fehlanzeige.
Und so bleibt auch dem Personaler nichts verborgen. Die Fundstücke sind ein Garant für peinliche Nachfragen im Vorstellungsgespräch. Deshalb zwei Tipps zum Schluss: 1. Google dich regelmäßig selbst und habe im Blick, was über dich zu finden ist. 2. Erst denken, dann klicken, twittern, schreiben, posten, mögen, teilen oder kommentieren. Online verleitet zur schnellen Reaktion. Aber gerade Bewerbungen brauchen ihre Zeit. Sie sind harte Arbeit. Mit Schnellschüssen versemmelst du es dir.