Achtsamkeit im Job: Jeder kann's lernen

Weniger Stress, stärkeres Selbstbewusstsein, mehr Erfolg in Uni und Büro: All das bringt Achtsamkeit. Experte Christian Bremer verrät, wie es funktioniert – und mit welchen Tipps jeder von uns erfolgreich achtsam sein kann.

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Herr Bremer, Achtsamkeit ist ein Trendbegriff. Aber was ist das eigentlich?

Die Definition von Achtsamkeit ist es, in Situationen ganz anwesend und präsent zu sein, ohne sie zu bewerten. Ich bin mit meinen Gedanken im jeweiligen Augenblick – und überlege nicht in einem Meeting schon, was ich abends einkaufen muss. Es geht bei Achtsamkeit nicht um Esoterik oder Räucherstäbchen, sondern um einen bewussten und erfolgreichen Alltag. Wer das Prinzip verfolgt, wird im Business und Studium gelassener und stressresistenter, kann in Vorträgen schlagfertiger sein und auf Dauer mehr Leistung erbringen. Achtsamkeit wird so zum Erfolgsturbo. 

Klingt gut, aber wie kann man Achtsamkeit lernen?

Der erste Schritt ist allein die Absicht, es zu wollen. Man sollte sich jeden Tag neu überlegen: Habe ich die Absicht, achtsam zu sein? Ich brauche außerdem ein klares Motiv: Warum sorge ich dafür, dass ich heute achtsam bin? Geht es um meine Gesundheit? Möchte ich meine Angst vor wichtigen Terminen in den Griff bekommen? Möchte ich leistungsfähiger werden? Das ist die Grundlage für alles Weitere. 

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Erfolgreicher durch Achtsamkeitstraining: Können Sie drei Übungen nennen, die dabei helfen?

Die erste Übung: Schreibe vier Wochen lang morgens alles auf, was dir durch den Kopf geht – direkt nach dem Augenöffnen. Meistens sind es Dinge wie: „Ich muss das Meeting überstehen, die Bahn erwischen, dem Chef etwas beweisen.“ Wir können das zwar nicht abstellen, aber wir können unser Denken lenken. Wir sollten diese Gedanken reflektieren und ganz wichtig: nicht alles glauben, was wir denken. Denn wir gehen immer davon aus, dass negative Dinge passieren – dabei können wir das noch gar nicht wissen.

Die zweite Übung besteht darin, sich im Alltag einen Anker zu suchen. Zum Beispiel: Wann immer ich etwas trinke, halte ich kurz inne. Das kann eine Blitzpause von drei Sekunden sein, die Hand bleibt kurz am Wasserglas. Oder: Wann immer ich durch die Bürotür gehe, nehme ich meine Atmung wahr. Einmal ein- und ausatmen, ohne großes Theater. Das verschafft Entschleunigung. 15 Minuten meditieren hält kaum jemand durch. Aber schon diese Minipausen verschaffen unserem Geist Ruheinseln und sie bewahren ihn davor, in der oft viel zu schnellen Welt durchzubrennen.

Die dritte Übung nennt sich „Meine Minute“. Stell dir im Smartphone den Timer auf 60 Sekunden und mach drei Mal am Tag kurz Pause: vor der Arbeit, mittags und nach Feierabend. Bleib auf dem Weg ins Büro eine Minute auf dem Bahnsteig sitzen und beobachte die Umwelt. Oder warte nach der Heimfahrt noch eine Minute im Auto und halte inne. Das ist Wellness für die Seele – und bringt sehr viel, wenn man es konsequent macht. Wir müssen uns kurz erholen, um erfolgreich zu sein. 

Was bewirken die Achtsamkeits-Übungen ganz konkret im Büro- oder Unialltag?

Achtsamkeit sorgt dafür, dass man weniger gestresst und souveräner ist. Das hilft in Meetings oder Prüfungen, aber auch beim Networking: Wer auf einem Event eine wichtige Person sieht, reagiert oft unsicher. Er geht entweder gar nicht hin oder wenn, dann wirkt er gestresst. Weil im eigenen Kopf die Fantasie besteht, dass man nicht interessant genug ist, dass Dinge schiefgehen. Wer das nur als Fantasie wahrnimmt, reagiert selbstbewusster. Das hilft in allen belastenden Situationen.

Kann jeder Mensch durch Achtsamkeit erfolgreicher werden? Oder muss man der Typ dafür sein? 

Leider fällt es den Menschen, die es am nötigsten haben, oft am schwersten. Aber grundsätzlich kann es jeder lernen, für alle gelten die gleichen Strategien. „Meine Minute“ zum Beispiel kann man einfach mal ausprobieren, der Aufwand ist denkbar gering. Natürlich werden Unsicherheiten, Ängste und Stressreaktionen nicht einfach abgeschaltet, aber Schritt für Schritt reduziert. Das sollte jeder ausprobieren, der die Absicht hat, achtsamer und dadurch erfolgreicher zu sein. 

Kann Achtsamkeit auch in Bewerbungsphasen helfen?

Auf jeden Fall, auch hier bringt uns die Minute Ruhe weiter. Wer vor einem Vorstellungsgespräch 60 Sekunden Pause macht und sich sammelt, wird selbstsicherer und schlagfertiger. Das hilft auch im Anschluss: Wenn ich mich über meine Leistung oder den Gesprächspartner ärgere, bringe ich meinen Verstand durch die eine Minute auf ein normales Level zurück. Und ich mache mir klar: Das sind alles nur Gedanken, es muss nicht so kommen, wie ich es befürchte. Es kann auch helfen, den ganzen Ärger aufzuschreiben – auch wenn man im Bewerbungsprozess tatsächlich Rückschläge einsteckt. So kann man Frust besser wahrnehmen und verarbeiten.

Viele große Unternehmen wie Allianz, Daimler oder legen viel Wert auf Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter. Setzt sich hier auch Achtsamkeit durch?

Absolut, das gehört heutzutage bei Selbstmanagement und Stressbewältigung dazu. Ich habe unter anderem bei der Deutschen Bahn Mitarbeiter in Achtsamkeit trainiert, damit sie gelassener im Umgang mit schwierigen Fahrgästen wurden. Das lässt sich auf alle Jobs übertragen: auf den Umgang mit Kollegen, Kunden oder Vorgesetzten. Unternehmen merken, dass immer mehr Mitarbeiter stressbedingt ausfallen. Da wollen sie mit Achtsamkeit gegensteuern – und am Ende lohnt es sich für alle.  

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