Cholerische Chefs und nervige Kollegen: So bleibst du gelassen

Der Boss brüllt ständig herum und die Büro-Nachbarin hört einfach nicht auf zu reden? Kommunikationstrainer Jürgen Rixgens glaubt: Du kannst bei jeder Nervensäge locker bleiben – es ist alles eine Frage der Einstellung.

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Herr Rixgens, gibt es überhaupt ein Mittel gegen schwierige Kollegen?

Die Menschen werden immer bleiben, wie sie sind. Aber wir können entscheiden, wie wir mit ihnen umgehen. Es gibt in fast allen Büros die gleichen Typen: Rechthaber, Quasselstrippen, ewige Pessimisten… Bei allen müssen wir uns klarmachen: Zu jedem Konflikt gehören zwei Seiten und es liegt an mir, wie ich reagiere. Entweder werde ich aggressiv – oder ich denke lösungsorientiert.

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Das klingt, als brauche man eine ziemlich gute Selbstbeherrschung…

Mit Sicherheit, aber die kann jeder lernen. Im ersten Schritt muss ich herausfinden, was mich genau stört. Meistens drückt derjenige bei mir einen Knopf, an dem ich sehr empfindlich bin. Wir denken: Wenn er das endlich ändern würde, dann wäre alles einfacher. Aber die Frage ist, welchen Raum ich ihm biete, wie viel Macht ich ihm über mich gebe. Explodiere ich, nur weil mich ein Kollege nervt? Nehme ich deshalb sogar Frust mit nach Hause?

Reden wir über konkrete Probleme: Was kann ich tun, wenn mich mein Chef ständig runtermacht?

Wenn ich weiß, in welchen Situationen es passiert, dann kann ich mich auf das nächste Mal gut vorbereiten. Ich male mir aus, was auf mich zukommt und überlege mir eine Reaktion. Macht mich der Chef wieder zur Schnecke, dann reagiere ich mit einem zweigeteilten Satz, bei dem ich zwischen Form und Inhalt unterscheide: „Ich finde es nicht angemessen, in dieser Form zu reden, das bringt kein konstruktives Ergebnis. Auf den Inhalt bezogen kann ich sagen…“ Wichtig ist es, auf eine sachliche Ebene zurückzukehren – und den Angriff nicht zu persönlich zu nehmen.

Und was hilft gegen die nervige Quasselstrippe am Schreibtisch gegenüber?

Stellen wir uns die Frage: Warum redet der Kollege überhaupt so viel? Vermutlich hat er das Gefühl, dass er nicht gehört oder beachtet wird. Andere gucken immer auf die Uhr, nehmen ihn nicht ernst. Er glaubt deshalb, dass er noch mehr sagen muss – ein Teufelskreis. Am besten unterbricht man an einer geeigneten Stelle: „Weil du gerade das nächste Meeting ansprichst…“ Man sollte einen Anknüpfungspunkt suchen und zeigen, dass man zuhört und die Botschaft angekommen ist. Dann ist nichts mehr zu sagen. 

Nehmen wir an, ich möchte bei einem Kollegen ein Problem ansprechen, das immer wieder auftaucht. Wie gehe ich vor?

Am besten beginnt man positiv: „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und daran ist mir sehr gelegen. Was mir auch wichtig wäre…“ Man sollte klare Ich-Botschaften senden und statt Vorwürfen Wünsche äußern. Ich nenne das die VW-Regel. Statt „Du kommst immer zu spät“ sage ich besser: „Ich würde mir wünschen, dass du pünktlich zu Meetings erscheinst.“ Das beugt einer Eskalation vor. Außerdem sollte man sich vorher überlegen, wie der Kollege reagieren könnte – und was man dann erwidert.

Gelten diese Tipps auch für Berufsanfänger? Oder muss man dafür erst eine bestimmte Hierarchiestufe erreicht haben?

Auch Einsteiger dürfen kritisieren, was ihnen nicht passt. Meistens fehlt ihnen nur die Erfahrung, das geschickt zu tun. Es ist immer wichtig, den ersten Reflex in Reflektion zu ändern: Wie kann ich im entscheidenden Moment kurz runterkommen und mich wieder arbeitsfähig denken? Wenn ich total sauer auf meinen Chef bin, bin ich nicht arbeitsfähig. Dann muss ich durchatmen und mich fragen, worum es hier eigentlich geht und was das tatsächlich mit meiner Person zu tun hat. 

Was kann ich tun, wenn mein Chef ein Choleriker ist?

Das ist ein schweres Los – aber zum Glück gibt es gar nicht so viele Choleriker, wie man denkt. Wenn ich wirklich auf einen treffe, muss ich mir klarmachen: In einer Minute brüllt er nicht mehr herum – und bis dahin hilft nichts. Ich lasse ihn brüllen, gewinne innerlich Abstand. Im Anschluss sage ich freundlich: „Danke, dass Sie es angesprochen haben, aber wenn Sie gestatten: Ich sehe es ein wenig anders.“ In so einer Situation hilft es, Fragen zu stellen: „Welche Alternative würden Sie vorschlagen?“ „Aber wie würde es dem Kunden gefallen, wenn wir…?“ Entweder hat der Chef eine gute Antwort – oder er wird nachdenklich und die Situation beruhigt sich dadurch.

Wann kann eine Kündigung wegen Chefs oder Kollegen der letzte Ausweg sein?

Wenn zwei Menschen überhaupt nicht miteinander klarkommen, dann hilft nichts. Dann kann man nicht produktiv arbeiten. Hier gilt: Accept it, change it or leave it. Wenn ich eine Situation wirklich nicht akzeptieren und auch nicht ändern kann, dann muss ich gehen. Aber das sollte wirklich erst der allerletzte Ausweg sein. 

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