Das Studentenleben ist nicht billig. Doch was, wenn du Wohnraummangel und hohe Kosten gegen Platz satt und Begrüßungsgeld eintauschen könntest? Besonders Uni-Städte, die auf den ersten Blick eher unattraktiv wirken, greifen oft tief in den Geldbeutel, um Studenten anzulocken.
Jung, dynamisch, chronisch pleite. Die Beschreibung passt zu dir? Damit bist du nicht alleine. Studieren ist ein teurer Spaß. Studiengebühren, Wohnungsmieten, Essen, Kleider und Materialien bedeuten für viele hohe Ausgaben, obwohl sie nur geringe Einnahmen haben. Da lohnt es sich durchaus, nach Vergünstigungen Ausschau zu halten. Und die findet man abseits der Ballungszentren und großen Universitätsstädte. Wer die Augen offen hält, kann nicht nur sparen, sondern bekommt sogar Geld dazu.
Das Paradebeispiel gibt die Gemeinde Gütenbach bei Furtwangen. Nie gehört? Zugegeben, besonders viel ist hier nicht los. Aber es gibt ein Trostpflaster: Wer im nahe gelegenen Furtwangen an der örtlichen Hochschule studiert und in Gütenbach seinen Hauptwohnsitz anmeldet, erhält 500 Euro Begrüßungsgeld von der Gemeinde. Da erscheint die ruhige Wohnlage doch gleich viel reizvoller. Wer seinen Wohnsitz in Furtwangen selbst anmeldet, bekommt immerhin 200 Euro als Unterstützung.
Hohe Einmal-Zahlungen sind nicht die einzigen Möglichkeiten für Städte, Studenten als Einwohner zu gewinnen. Siegener Studenten, die sich in der Stadt wohnhaft melden, werden einmalig die Kosten für das Semesterticket erstattet – für das Wintersemester 16/17 waren das immerhin knapp 100 Euro. Studierende der Universität Hannover profitieren auf andere Art: Wer in Hannover oder Umland wohnt, kann die sogenannte Hausmarke beantragen. Mit ihr kann man vergünstigt einkaufen und erhält außerdem Rabatte in Museen, Restaurants und Cafés.
Diese Maßnahmen kommen gut an. Die Städte verzeichnen steigende Einwohnerzahlen, immer mehr Studierende nutzen die Gelegenheit zur Ummeldung. „Die Studierenden nehmen das Angebot sehr positiv auf. Sie haben das Gefühl, dass die Stadt sich von Anfang an um sie kümmert“, bestätigt Axel Burchardt, Pressesprecher der Universität Jena, deren Studenten bei Ummeldung 120 Euro Prämie sowie nochmal 60 Euro pro Semester erhalten. Und nicht nur die Studenten profitieren, jeder neue Bürger bedeutet für die Städte und Gemeinden mehr Einnahmen und Zuschüsse vom Land.
Also eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, scheint es. Doch es steckt noch mehr dahinter. Vor allem für die kleinen Schwarzwald-Gemeinden sind die Prämien eine ernste Sache. Rolf Breisacher, Bürgermeister von Gütenbach, erklärt: „In Baden-Württemberg erleben wir eine Art Landflucht. Das Begrüßungsgeld hilft uns, diese Verluste auszugleichen und unsere Gemeinden zu erhalten. Wir wollen den jungen Leuten die Vorzüge des Landlebens wieder näherbringen.“
Diese Vorzüge könnten für Studenten durchaus eine Überlegung wert sein. Klar, die meisten werden weiterhin lieber da studieren wollen, wo auch etwas los ist. Wem es aber in den Großstädten zu eng wird, sollte seinen Blick einmal über den Tellerrand hinauslenken – und die Aussicht auf den weiten Horizont der Möglichkeiten genießen, die sich abseits der VIP-Standorte erstrecken.
Aktualisiert durch: Cosima Sann