Frank Thelen: „Ein gutes Netzwerk ist eine brutale Waffe“

Er ist Gründer, Investor, Buchautor und bekannt aus der VOX-Show „Die Höhle der Löwen“. Wir haben Frank Thelen getroffen und ihn nach seinen persönlichen Tipps rund um Start-ups, Networking und Karriereplanung gefragt.

Frank, das Motto unserer Karriere-Events lautet „Mach, was du liebst“. Wie wichtig war das auf deinem bisherigen Weg?

Sehr wichtig! Der Hintergrund bei allem war für mich immer Passion und Begeisterung – sonst kann man überhaupt kein Unternehmen gründen. Es gibt so harte Zeiten und so viel Gegenwind, du wirst so oft in Frage gestellt. Das überlebst du nur, wenn du das machst, was du liebst. Auf der anderen Seite ist Passion ein unfassbarer Vorteil. Wenn du für irgendetwas brennst, bist du so viel besser als alle anderen, die es nur machen, weil sie es machen müssen.

Wie findet man denn am Anfang der Karriere heraus, was man liebt?

Ich glaube, dass man möglichst viel probieren sollte. Nicht nur der tiefgreifendste Mathematik-Experte sein, sondern auch mal Skateboard fahren oder Physikkurse nehmen. Mein Rat: Nehmt alles mit, was ihr könnt. Seht euch möglichst viel an und dann werdet ihr merken, was euch ruft – weil es euer Thema ist.

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Können dabei Events wie der Absolventenkongress helfen?

Ja, weil sie hoffentlich Impulse geben. Ich sage zwar gerne: „Setz dich an den Schreibtisch und arbeite, mach kein Event-Hoppping“, aber ab und zu das richtige Event mitzunehmen – das ist ein Gamechanger. Weil man zum Beispiel den einen Kontakt mitnimmt, durch den man ein wichtiges Praktikum machen darf.

Welche Rolle spielt für dich ein Netzwerk im Berufsleben?

Es gibt Mega-Netzwerker, die von Party zu Party gehen und am Ende nichts daraus machen. Auf der anderen Seite kann es total wichtig sein, zu wissen: Diese Person beschäftigt sich mit dem Thema und ich kann sie anrufen, wenn ich ein Problem habe. Das ist aber immer ein Geben und Nehmen: Einfach nur Visitenkarten einstecken und dann anrufen, wenn man etwas braucht, das funktioniert nicht. Ein Netzwerk ist ein Investment und das muss gepflegt werden – da muss sich jeder fragen, ob es sich lohnt. Aber ein Netzwerk an guten, hochwertigen Kontakten, in dem man sich gegenseitig schätzt und ehrlich miteinander umgeht: Das ist eine wirklich brutale Waffe.

Hast du einen Tipp, wie man auf fremde Menschen zugeht, zu denen man Kontakt aufnehmen möchte?

Was dabei wirklich wichtig ist: Sag sofort, worum es geht. Mich sprechen so viele Leute an und sagen: „Frank, ich wollte immer mal wissen, wie das im Fernsehen ist…“ Und dann merke ich nachher, der will etwas pitchen, vielleicht zum Thema Medical – und das mache ich gar nicht. Dann denke ich, er wertschätzt meine Zeit nicht. Also sprich Leute konkret an und hab dich vorher mit der Person befasst, dann haben sie auch ein offenes Ohr.

Viele Studenten und Absolventen haben den Traum von einem eigenen Unternehmen. Sollte man das direkt zum Karrierestart wagen?

Ich glaube, dass direkt nach dem Studium der richtige Zeitpunkt ist, um zu gründen. Ich würde gerne sogar Zwangsgründungen nach dem Studium einführen – auch wenn das etwas abgefahren klingt. Im Studium müssen die meisten Menschen noch kein Reihenhaus abbezahlen oder haben keine Familie, um die sie sich kümmern müssen. Sie sind noch relativ frei und das ist ein guter Zeitpunkt, um es mal auszuprobieren. Es ist einfach eine gute Erfahrung, wenn man es einfach mal gemacht und erlebt hat.

Welche Vor- und Nachteile hat denn die Arbeit in einem Start-up?

Start-up und Corporate haben beide Vor- und Nachteile. In einem großen Unternehmen arbeitest du an Produkten, die vielleicht millionenfach eingesetzt werden. Du hast super erfahrene Leute um dich und ganz andere Ressourcen als im Start-up. Der Nachteil ist: Du bist ein kleines Rädchen in einem großen System. Beim Gründen oder in einem kleinen Start-up lernt man alles. Das ist echt cool – aber du arbeitest auch echt lange und bekommst ein kleineres Gehalt. Und wenn du selbst gründest, dann kann es auch schiefgehen.

Was empfiehlst du, wenn Gründer mit dem ersten Start-up scheitern?

Das Gute ist, dass du dann weißt, wie es ist. Du bist einmal komplett durchgelaufen und musst überlegen: Will ich das nochmal machen? Will ich noch einmal durch diese Hölle? Ich selber war so begeistert, dass ich immer weitergemacht habe. Hätte ein intelligenter Berater neben mir gestanden, dann hätte er gesagt: „Frank, es ist jetzt echt gut. Guck mal, dass du irgendwie dein Leben unter Kontrolle kriegst.“ Am Ende war es natürlich Glück, dass es irgendwann funktioniert hat. Da muss jeder selbst wissen, was das Richtige für ihn ist.

Würdest du es denn alles noch einmal so machen?

Gründen, Technologie, Machen – das sind die richtigen Dinge für mich. Aber der Weg, den ich gegangen bin, der war wirklich schlecht. Auch sehr dumm, unglücklich und ungeschickt. Wenn ich noch einmal Anfang 20 wäre, würde ich hoffen, dass ich es intelligenter angehen kann – mehr Bücher lesen, mit mehr Leuten sprechen. Dann hätte ich gewusst, dass man einfach keinen Kredit unterschreibt, den man nicht zurückzahlen kann. Die ganzen Fehler, die ich gemacht habe und in meinem Buch beschreibe, die würde ich keinem wünschen.

Wenn Einsteiger es trotz der Risiken auch versuchen wollen: Können sie aus den Pitches in der „Höhle der Löwen“ etwas lernen – oder läuft das in der Realität ganz anders ab?

Sie können total viel lernen: Wie bringt man ein Thema rüber und auf den Punkt? Was sind die nächsten Schritte, was ist der Markt, was unser Alleinstellungsmerkmal? Wie reagieren die Investoren darauf – und nehmen das auch mal auseinander? Dazu kann man superviel lernen. Das ist sehr wertvoll und hätte mir damals auch geholfen. Ich sage auch mal schonungslos ehrlich, dass jemand seine zehn Minuten echt vergeudet hat – danach wissen die Gründer dann, was sie anders machen sollen.

Fällt dir diese knallharte Ehrlichkeit manchmal schwer?

Überhaupt nicht. Ich muss nicht beliebt sein, das ist nicht meine Mission im Fernsehen. Ich sitze dort, weil ich selbst durch so harte Zeiten als Gründer gelaufen bin und andere dadurch etwas lernen können. Für mich ist das wie ein MBA fürs Wohnzimmer – das ist meine Mission. Es geht nicht darum, dass nachher alle in die Hände klatschen und sagen: „Der Frank, der ist ein cooler Typ.“

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