Feelgood Manager: Es geht nicht um Bespaßung

Nur wer sich in seinem Job und mit seinen Kollegen wohl fühlt, kann dauerhaft motiviert arbeiten. Feelgood Managerin Nicole Jamm erklärt, wie ihr Job zu einer neuen Unternehmenskultur beiträgt und woran Bewerber erkennen, ob ein Arbeitgeber zu ihnen passt.

Nicole Jamm
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Nicole Jamm arbeitet als Feelgood Managerin bei Boldly Go Industries. Die Frankfurter Innovations- und Technologieberatung hilft anderen Unternehmen bei der digitalen Transformation. Boldly Go Industries hat auch eine Transformation hinter sich - und dabei spielte Jamm eine entscheidende Rolle: Ihre erste Aufgabe als Feelgood Managerin war die Neuaufstellung der Firma - weg vom klassischen Einzelbüro, hin zum Open Space.

Frau Jamm, hat sich die Unternehmenskultur verändert, seitdem sie da sind?

Ja, zu 200 Prozent! Natürlich war es am Anfang schwierig, die alte Unternehmensstruktur in die neue zu überführen. Die Kollegen kannten sich teilweise gar nicht, weil jeder in seinem eigenen Büro saß und die Leute sich nur auf Firmenfeiern unterhalten haben. Sie haben wieder angefangen zu reden, die Kommunikation hat sich verändert, aus Einzelkämpfern wurde wieder ein Team. Statt der hierarchischen gibt es jetzt offene Strukturen. Das hat die Motivation ungemein gesteigert und man hilft sich viel mehr untereinander. Das ist allerdings kein Selbstläufer, sondern man muss kontinuierlich daran arbeiten – wie an einer Beziehung.

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Wie viele Mitarbeiter leben denn in dieser Beziehung?

Um die 50. Die sind allerdings nicht immer alle da, weil viele bei Kunden arbeiten. Vor Ort sind wir so um die 25. Freitags wird es meist voller, weil viele zum After-Work-Treffen kommen und vor dem Wochenende nochmal kurz im Büro vorbeischauen, um noch den ein oder anderen Kollegen zu treffen. Das gab es früher nicht. Da hat jeder zugesehen, dass er möglichst schnell nach Hause kommt.

Warum stellen Unternehmen Feelgood Manager ein?

Zunächst einmal, wie in unserem Fall, um die Unternehmenskultur zu verbessern. Aber auch, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, denn nur so kann man gute Mitarbeiter gewinnen. Es gibt inzwischen viele Führungskräfte, die einfach mehr von ihren Mitarbeitern mitbekommen möchten. Dazu braucht es ein Sprachrohr zwischen Mitarbeitern und Chef – und das bin ich. Ich bin aber auch Beobachter, halte anderen den Spiegel vor und spreche negative Dinge an – sowohl beim Chef als auch bei den Kollegen.

Was haben Mitarbeiter konkret davon?

Zuallererst haben sie jemanden, der sich um ihre Belange kümmert. Ich bin Ansprechpartner für Probleme und Sorgen – beruflich wie privat. Und ich achte darauf, dass Privates gelebt wird – auch während der Arbeitszeit, denn das gehört einfach dazu. Es ist wichtig, dass man darüber spricht, was einen bewegt. Man kann nicht nur arbeiten, arbeiten, arbeiten, sondern muss sich zwischendurch auch mal ein bisschen austauschen. Wir sind in der heutigen Zeit permanent gestresst – wenn man in der Arbeitszeit auch mal was Privates machen kann, ist man danach viel motivierter und effizienter.

Wie setzen Sie das um?

Wir veranstalten viele Events wie Kochen, Sportveranstaltungen oder gemeinsames Grillen. Ganz wichtig ist, die Partner und Kinder mit einzubeziehen. Einige Berater sind projektbezogen auch mal mehrere Wochen beim Kunden. Umso wichtiger ist es, dass sie zum freitäglichen After Work, zu Sommerfesten oder zum gemeinsamen Fußballgucken mit ihren Familien vorbeikommen können. Je mehr die Familie mitbekommt, was bei der Arbeit so läuft, desto besser. Ganz wichtig ist es auch, gemeinsam Lösungen zu finden. Und meist finden wir die auch. Das funktioniert natürlich nur, wenn ich weiß, dass mein Kollege jemanden braucht, der sich um das kranke Kind oder um den Hund kümmert. Auch so etwas wie Mobbing gibt es nicht, wenn man aufeinander achtet und miteinander redet.

Was macht Ihnen besonders viel Spaß?

Ganz ehrlich? Alles! Ich bin rund um die Uhr Feelgood Managerin. Abends gehe ins Bett und überlege mir „Was mach ich morgen?“, weil ich einfach so eine Freude daran habe. Auch negative Dinge anzusprechen, bringt Befriedigung, weil ich einfach merke, ich bekomme etwas Positives zurück, wenn jemand die konstruktive Kritik annimmt.

Wie viele Feelgood Manager gibt es in Deutschland?

Laut Xing sind es rund 70 in Deutschland, international auf jeden Fall mehr. In den USA, gerade im Silicon Valley, gibt es wohl die meisten, denn dort kommt der Trend her.

Was muss ich mitbringen, um diesen Job zu machen? 

Mitbringen sollte man auf jeden Fall psychologische Vorkenntnisse und Erfahrungen im HR-Bereich. Persönlich ist vor allem wichtig, dass man offen, empathisch und ehrlich ist – und eine eigene Meinung hat! Man muss Dinge bewegen wollen und statt Probleme Lösungen sehen. Ich selbst habe zuerst Erzieherin gelernt, dann BWL studiert, eine Weiterbildung in Psychologie gemacht und später im HR-Bereich bei der Lufthansa gearbeitet. Das sind alles Voraussetzungen, um den Job machen zu können.

Gibt es eine Ausbildung zum Feelgood Manager?

Es gibt inzwischen mehrere Ausbildungen: Das Fraunhofer Institut bietet beispielsweise eine sechsmonatige Fachausbildung an, es gibt aber auch einjährige Qualifizierungen. Der Beruf wird inzwischen ernst genommen, weil man verstanden hat, dass es nicht nur um die Bespaßung von Mitarbeitern geht.

Sollte man bei der Arbeitgeberwahl darauf achten, ob ein Unternehmen einen Feelgood Manager hat?

Ganz klar: Ja! Ich bin der Meinung, jedes Unternehmen, das in der heutigen Zeit wachsen und sich verändern will, braucht einen Feelgood Manager. Man muss sich vorher allerdings informieren, was genau er dort macht. Wie ich schon sagte: Es geht nicht um Bespaßung, sondern um das Gesamtwohl der Mitarbeiter.

Woran kann ich als Bewerber erkennen, was für eine Unternehmenskultur in einem Unternehmen herrscht?

Auf jeden Fall Social-Media-Kanäle und Bewertungsplattformen nutzen. An den Einträgen beispielsweise bei Kununu kann man schon gut erkennen, wie ein Unternehmen tickt. Natürlich muss man da auch manchmal ein bisschen zwischen den Zeilen lesen. Im Netz bekomme ich aber immer nur einen ersten Eindruck. Deshalb sollte man im Vorstellungsgespräch einfach ganz offen nachfragen. Nur so kann ich herausfinden, ob die Unternehmensphilosophie zu dem passt, was ich gerne machen möchte. Wer ehrliche Fragen stellt, bekommt ehrliche Antworten. Auch Schnuppertage oder Probearbeitstage sind eine gute Gelegenheit, einen Arbeitgeber und vor allem künftige Kollegen kennenzulernen.

Feelgood Manager: Ausbildung und Gehalt

So wirst du Feelgood Manager: 

Das Fraunhofer Institut hat ein Job- und Kompetenzprofil für Feelgood Manager entwickelt, an dem du dich orientieren kannst, wenn du dich für den Beruf interessierst. Auf mba-master.de findest du Studiengänge, mit denen du dich für den Personal- und HR-Bereich qualifizieren kannst – eine erste Voraussetzung, um als Feelgood Manager durchzustarten.

Das verdienst du als Feelgood Manager:

Feelgood Manager verdienen – je nach Ausbildung, Berufserfahrung und Unternehmensgröße – zwischen 35.000 und 45.000 Euro im Jahr.

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