Studentin Jasmin Schwab: Warum ich jetzt ins Investmentbanking will

Oft werden Absolventen etwas schräg angeschaut, wenn sie jetzt Investmentbanker werden wollen. Die Master-Studentin Jasmin Schwab erklärt, warum sie nach der Uni trotzdem Investmentbankerin werden möchte.

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Wenn ich gefragt werde, wo das Interesse an dem Beruf Investmentbanker genau herkommt, kann ich das gar nicht so eindeutig beantworten. Die Welt der Finanzen hat mich schon immer fasziniert. Besonders das Investmentbanking – wahrscheinlich weil es sehr vielschichtig ist.

Schon früh Interesse

Mein Interesse kann auch von der Tätigkeit meines Vaters kommen. Seit ich denken kann, hat er im Finanzbereich gearbeitet. Er war über zwanzig Jahre lang Bankchef, bis er Vorstand einer Aktiengesellschaft geworden ist, die im Immobilienbereich tätig ist. Natürlich bekommt man da auch mit, wie viel Geld in dieser Branche verdient wird, was sicherlich Motivation und Anreize schafft. Und dass im Investmentbanking viel Geld verdient wird, ist ja kein Geheimnis. Ich denke, es ist die Kombination aus fachlichem Interesse und Vergütungsanreizen, die schon sehr früh den Wunsch in mir geweckt haben, Investmentbankerin zu werden.

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Um den Weg dafür von Anfang an zu ebnen, besuchte ich ein wirtschaftswissenschaftliches Gymnasium und studierte Betriebswirtschaft an der FH Würzburg. Meine Schwerpunkte legte ich in den letzten Semestern auf Bank-, Finanz- und Investitionswirtschaft und Financial Services. Während des Studiums absolvierte ich in der Finanzmetropole Frankfurt ein Praktikum bei einem Dienstleister im Bereich Investor Relations und Hauptversammlungen.

Investmentbanking von einer anderen Seite

Dort habe ich die Branche von einer anderen Seite kennengelernt, als ich es in einer Investmentbank tun würde. Ich habe einen Einblick in die Pflichten von börsennotierten Unternehmen gewonnen und gelernt, eine Hauptversammlung zu organisieren, einen Geschäftsbericht oder eine Ad-hoc-Mitteilung zu schreiben. Diese Tätigkeiten umfassen ja eher die Pflichten eines Kunden einer Investmentbank. Durch ein Praktikum bei einer Hedge-Fonds-Gesellschaft in Zürich gewann ich eine weitere Sichtweise des Finanzbereichs hinzu. Hier lernte ich, wie solch ein Fonds gemanagt wird und wie dessen Werte ausgesucht werden. Meine Aufgabe war es, Aktien zu analysieren, um dann zu einer Handlungsempfehlung zu kommen.

Das machte ich, indem ich mir die letzten veröffentlichten Zahlen anschaute und sie mit den Zahlen des Vorjahres verglich. Außerdem las ich zahlreiche Analysten-Meinungen und blieb immer aktuell über den kompletten Aktienmarkt informiert. Ich durfte an Meetings mit Analysten der großen Banken teilnehmen und Messen besuchen.

Druck und Stress sind typisch

Je näher man an das typische Geschäft einer Investmentbank herankommt, desto mehr spürt man den Druck und Stress in diesem Job. Die Atmosphäre in solch einer Bank, bei der mit hohen Volumina getraded wird, ist sehr angespannt. Aber das ist eigentlich noch untertrieben dargestellt. Man darf meiner Meinung nach kein labiler Mensch sein. Neue Mitarbeiter sollten fähig sein, manche Dinge zu schlucken und unter Druck arbeiten können, denn lautstarke Diskussionen sind keine Seltenheit. Doch selbst das kann man lernen.

In diesem Jahr beginne ich meinen Master in Business Management an der Universität Würzburg. Ich habe mich entschlossen, sowohl ein praxisorientiertes Studium an einer Fachhochschule als auch ein wissenschaftliches Studium an einer Universität zu absolvieren. Ich denke, dass mir das einen enormen Vorteil verschafft, da manche Vorurteile gegenüber den Fachhochschulen, andere gegenüber den Universitäten haben. Durch ein Studium an beiden Einrichtungen lerne ich praxisorientiertes Denken genauso wie das wissenschaftliche Arbeiten.

Am Investmentbanking ist nicht alles schlecht

Wenn ich meinen Berufswunsch äußere, werde ich oft skeptisch angeschaut. Doch am Investmentbanking ist nicht alles schlecht. Die Grundidee ist meiner Meinung nach eine gute. In den letzten Jahren und Jahrzehnten sind die Investmentbanken aber immer weiter weg gedriftet vom eigentlichen Geschäft. Das kann man ihnen vorwerfen, genauso wie, dass sie sich in den letzten Jahren viel zu sehr auf den Eigenhandel fokussiert haben. Doch das wird sich jetzt auch wieder ändern, nachdem viele Banken Stellen in diesem Bereich abbauen und den Eigenhandel minimieren oder sogar abschaffen wollen. Kurz gesagt: Konzentration auf die Kernkompetenzen ist angesagt. Damit rücken Bereiche wie die Unterstützung bei der Strukturierung der Finanzierung von Großprojekten, Derivate, M&A, Equity Capital Markets und der Handel für Kunden wieder in den Vordergrund. Wenn ich gefragt werde, ob ich es mit meinem Gewissen vereinbaren kann als Investmentbankerin zu arbeiten, antworte ich immer: Was ist falsch daran, etwa eine Firma bei der Übernahme einer anderen Firma beratend und vermittelnd beiseite zu stehen? Grundsätzlich sehe ich nichts Schlechtes daran, genauso wenig wie ein Unternehmen bei der Absicherung vor Zins- und Währungsrisiken mittels Derivaten zu helfen. Dadurch wird sogar verhindert, dass die erhöhten Preise wegen ungünstiger Zins- oder Währungsentwicklungen auf die Kunden abgewälzt werden.

Nicht jeder Investmentbanker handelt unmoralisch

Die Frage ist doch, wie handelt der Einzelne. Es gibt sicher viele Investmentbanker, die ihre Position und ihr Wissen ausnützen, um nur die Bank und sich selbst zu bereichern, aber das muss nicht sein. Das ist besonders im Eigenhandel der Fall, der jetzt aber zurückgefahren wird. Es hängt vom einzelnen Menschen ab, ob er unmoralisch handelt oder nicht. Das heißt: Nicht jeder, der im Investmentbanking arbeitet, handelt gleich gegen die Moral, sondern nur dem, der unmoralisch dabei handelt, kann man das vorwerfen. Allen, die sich wirklich für diesen Fachbereich interessieren, sei gesagt: Lasst euch nicht abschrecken, weil ihr skeptisch angeschaut werdet, wenn ihr euren Berufswunsch äußert. Meiner Meinung nach muss man sich nicht schlecht fühlen, weil man sich für den Finanzbereich und besonders für den Job des Investmentbankers begeistert. Wichtig ist, dass einem der Beruf Spaß macht und dass man seine Träume lebt. Lebt nicht das Leben der anderen, sondern euer eigenes! Man ist kein schwacher Charakter, weil man diesen Job wählt. Ganz im Gegenteil, man ist stark, weil man trotz aller Kritik weiter seinen Weg geht.

Als Investmentbanker sind Ehrgeiz und Disziplin wichtig

Die Eigenschaften, die ein Investmentbanker braucht, sind Ehrgeiz, Disziplin, eine stabile Persönlichkeit, Stressresistenz, Leistungsfähigkeit unter starkem Druck, großes Interesse an Finanzen und dem Aktienmarkt – und der ausgeprägte Wille, diesen Beruf wirklich ausüben zu wollen.

Jasmin Schwab, Jahrgang 1987, besuchte ein wirtschaftswissenschaftliches Gymnasium bevor sie Betriebswirtschaft (Bachelor of Arts) an der Fachhochschule Würzburg studierte. Ihre Schwerpunkte lagen auf Bank-, Finanz- und Investitionswirtschaft und Financial Services. Das Thema ihrer Bachelor-Arbeit lautete „Unternehmensbewertung im Falle von Börsengängen“. Sie absolvierte mehrere Praktika, unter anderem bei einem Frankfurter Finanzdienstleister im Bereich Investor Relations und bei einer Hedge-Fonds-Gesellschaft in Zürich. Derzeit studiert unsere Autorin Business Management (Master of Science) an der Universität Würzburg.

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