Die IT-Branche wächst, und sie wächst rasant. Neue Technologien treiben den Markt. Wer beruflich am Ball bleiben möchte, sollte neben seinem erlernten Wissen aus dem Studium Weiterbildungen buchen. Was dabei wichtig ist.
"Für die Informatik gilt im besonderen Maße, was für die Digitalisierung allgemein gilt: Gelerntes Wissen veraltet sehr schnell. Wer sich bei den neuesten Technologien nicht auf dem Laufenden hält, kann schnell abgehängt werden", sagt Andreas Streim vom Digitalverband Bitkom.
Der digitale Wandel hat nahezu alle Branchen erfasst und enorme Auswirkungen auf den Arbeitsalltag. Immer neuere Technologien verlangen von Informatikern das permanente Antrainieren neuer Fähigkeiten. Und zwar das gesamte Berufsleben lang. Das Arbeitsfeld von IT-Einsteigern ist heute vielfältiger und komplexer als je zuvor. Wer sich hier auskennt, hat super Jobchancen. IT-Fachkräfte - aber auch Informatikstudenten - sollten sich ständig weiterbilden, um mit der fortschreitenden Digitalisierung Schritt halten zu können. Bachelor-Absolventen und Studenten sollten sich daher überlegen, ob sie direkt in den Job einsteigen oder doch einen Master dranhängen. Denn auch die Hochschulen haben längst auf die neuen Anforderungen in der IT-Branche reagiert.
Die Nachfrage nach Experten für Big Data, Cloud Computing und IT-Security ist ungebrochen stark in deutschen Unternehmen.
Um den Fachkräftemangel zu kompensieren, investieren die Firmen in die Weiterbildung ihrer Fachkräfte. Acht von zehn Unternehmen (84 Prozent) gaben an, dass ohne Weiterbildung der Fachkräfte das eigene Unternehmen für die digitale Arbeitswelt nicht konkurrenzfähig bleiben könne, so das Ergebnis einer Bitkom-Umfrage. Allerdings arbeiten noch längst nicht alle Unternehmen mit den neuen Technologien. In diesem Fall sind Beschäftigte gut beraten, selbst auf Weiterbildungen für ihr Weiterkommen zu drängen oder die Kurse auf eigene Faust zu besuchen.
Denn eine Weiterbildung in Datenanalyse kann sich karrieretechnisch auszahlen. Die Nachfrage nach Big-Data-Experten boomt. Mit der richtigen Auswertung riesiger Datenmengen lernen Unternehmen nicht nur ihre Kunden besser kennen, der Einsatz von Big Data öffnet Tür und Tor für digitale Geschäftsmodell-Innovationen. Es ist nicht einfach, Experten für Big Data zu bekommen. Das liegt daran, dass die Datenanalyse ein relativ junges Fachgebiet ist.
Auch wenn immer mehr Studiengänge mit dem Schwerpunkt Big Data entstehen, gibt es nach wie vor großen Bedarf an Big-Data-Spezialisten. Das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) zum Beispiel bietet verschiedene zertifizierte Schulungen und Ausbildungsprogramme für Informatiker an, die sich zum Data Scientist weiterentwickeln möchten. Data-Science-Grundlagen lassen sich auch über verschiedene andere Online-Plattformen erlernen, allerdings sollten sich Interessenten genau informieren, da nicht alle Abschlüsse zertifiziert sind und von Arbeitgebern akzeptiert werden.
Neben der Datenanalyse wird auch Cloud Computing immer wichtiger. Cloud Computing ist nicht nur das Werkzeug für Big-Data-Analysen, sondern auch Grundlage für neue Geschäftsmodelle. Fachkräfte mit Cloud-Computing-Kenntnissen haben hervorragende Karrierechancen. Mit einer entsprechenden Weiterbildung heben sich ITler positiv von ihren Mitbewerbern ab.
Verschiedene Institute und Akademien bereiten interessierte Teilnehmer in Lehrgängen oder Fernkursen auf Cloud Computing vor. So bietet Microsoft - für Einsteiger und Fortgeschrittene - zum Beispiel verschiedene Trainingsprogramme an, um die Grundlagen dieser Technologie zu erlernen. Absolventen erhalten die Zertifizierung zum Microsoft Technology Associate (MTA). Die Teilnahme setzt keine Berufserfahrung voraus, für Studenten daher eine gute Chance für den Karrierestart.
Auch Sicherheitsspezialisten sind in IT-Abteilungen ein Muss. Bei acht von zehn Industrieunternehmen haben die Cyberattacken in den vergangenen Jahren stark zugenommen, so eine repräsentative Bitkom-Umfrage. Die Netzwerksicherheit nimmt mit der fortschreitenden Digitalisierung eine immer größere Rolle ein. Hintergrund sind vermehrte Berichte über Industrie- und Wirtschaftsspionage. Eine IT-Security-Abteilung ist in allen Unternehmen und Organisationen, die mit Schnittstelle zum Internet arbeiten, nicht mehr wegzudenken. Daher sollten Informatiker und Informatikstudenten eine Weiterbildung in Sachen IT-Security in Angriff nehmen, wollen sie sich auf dem Arbeitsmarkt besonders hervorheben.
Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT bietet Zertifikatskurse mit fünf verschiedenen Themengebieten an: Grundlagen Netzwerksicherheit, Kryptographie, Sicherheitsmanagement, Rechtliche Grundlagen und Systemsicherheit stehen in einer einwöchigen Weiterbildung auf dem Lehrplan. Die Prüfung und Zertifizierung erfolgt durch den TÜV Rheinland. Die Gebühren für dieses Weiterbildungsangebot liegen allerdings im vierstelligen Bereich.
In manchen Fällen übernehmen die Unternehmen die Kosten für Weiterbildungen dieser Art. Laut Bitkom sind 14 Prozent der Unternehmen bereit, die Kosten für solche Lehrgänge zu übernehmen. Nachfragen kann sich also lohnen.
Neben dem fachlichen Wissen benötigt der IT-Experte von heute ein breites Repertoire an Soft Skills. Soziale und interdisziplinäre Fähigkeiten spielen eine große Rolle. Fachkräfte brauchen ein hohes Maß an Beratungsfähigkeit und übergreifendes Verständnis aller Unternehmensbereiche. Oder mit einem Wort: Empathie. Auch kreative und organisatorische Fähigkeiten, zielorientiertes Denken und Handeln sowie gute kommunikative Fähigkeiten sind gefragt.
Dran bleiben lohnt sich also - mit der richtigen Weiterbildung hängt dich niemand so schnell ab.