Wie viel Zeit investieren Personaler in den ersten Check einer Bewerbung? Worauf schauen sie zuerst und was ist wichtiger: Anschreiben oder Lebenslauf? Die Studie RecruitingTrends 2017 von Staufenbiel Institut und Kienbaum blickt hinter die Kulissen der HR-Welt.
Für den ersten Eindruck bleibt nicht viel Zeit: 40 Prozent der Personaler checken Bewerbungen in weniger als fünf Minuten, 47 Prozent investieren sechs bis 15 Minuten. Immerhin wird diese Aufgabe bei den meisten Unternehmen von einem Personalverantwortlichen durchgeführt, nur bei drei Prozent übernimmt eine Software die erste Bewertung. Der Check von Bewerbern bei Facebook gehört noch nicht zum Standard: Nur drei Prozent der Personaler sehen sich das soziale Profil eines Bewerbers grundsätzlich an, knapp 30 Prozent setzen in Einzelfällen auf einen Facebook-Check.
Der erste Blick der Personaler fällt auf den Lebenslauf: Drei Viertel der Befragten sehen ihn zuerst an, nur bei 22 Prozent liegt das Anschreiben auf Platz eins. Der CV ist für fast alle Unternehmen auch das wichtigste Element der Bewerbung. Noch wichtiger als der Inhalt von Zeugnissen und Anschreiben: eine übersichtliche Struktur der Unterlagen. Bei den Todsünden der Bewerbung liegen Rechtschreibfehler und falsche Ansprechpartner oder Unternehmensnamen ganz vorn. Lebenslauf-Lücken ohne Erklärung landen auf dem dritten Platz. Auch das Foto sollte nicht unterschätzt werden: 82 Prozent der Unternehmen finden, das Bild macht eine Bewerbung komplett.
Die befragten Unternehmen haben in den vergangenen zwölf Monaten im Schnitt 2.480 Bewerbungen erhalten und knapp 600 Vorstellungsgespräche geführt. Bis eine Stelle tatsächlich besetzt ist, kann es dauern: Bei rund 70 Prozent der Befragten vergehen von der Stellenanzeige bis zur Unterzeichnung des Vertrages vier bis zwölf Wochen. Bei knapp 90 Prozent der Arbeitgeber müssen Bewerber zwei bis drei Auswahlrunden überstehen. Dabei sind persönliche Vorstellungsgespräche ganz vorn, sie werden von 98 Prozent der Personalabteilungen eingesetzt.
Die Befragten sind sich einig: Die Gewinnung neuer Mitarbeiter steht auf der HR-Agenda ganz oben. Dabei setzen Unternehmen vor allem auf Online-Anzeigen (85 Prozent), eigene Karriere-Websites (79 Prozent) und Karriere-Events und Messen (71 Prozent). Besonders erfolgreich sind dabei Online-Anzeigen. Aber auch Active Sourcing, also die gezielte Ansprache von Bewerbern über Online-Plattformen und Apps, wird von 71 Prozent der Unternehmen als eher erfolgreich oder sogar sehr erfolgreich eingeschätzt. Die meisten Arbeitgeber sind inzwischen bei Xing, Facebook oder Kununu vertreten – und knapp 60 Prozent sagen: Die Bewertungen zum eigenen Unternehmen bei Kununu treffen eher oder sehr zu.
Alle reden von Fachkräftemangel, aber wie groß ist dieses Problem wirklich? Die Studie zeigt: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen spürt den Fachkräftemangel stark oder sehr stark, Tendenz weiter steigend. Gleichzeitig sagen 26 Prozent der Befragten, die Qualität der Bewerbungen von Absolventen habe in den vergangenen fünf Jahren abgenommen. Um trotzdem ausreichend Stellen zu besetzen, setzt bislang nur ein Prozent gezielt auf die Rekrutierung qualifizierter Flüchtlinge. Ein Viertel der Unternehmen würde das gerne tun – wenn die bürokratischen Rahmenbedingungen besser wären.
An der Studie RecruitingTrends 2017 von Staufenbiel Institut und Kienbaum haben 297 Unternehmen teilgenommen. Die Online-Befragung wurde im Herbst 2016 durchgeführt. Kontakt für Fragen und Anmerkungen: recruitingtrends@staufenbiel.de.
Parallel zu den RecruitingTrends wurden Personaler zu den aktuellen Aussichten für Berufseinsteiger befragt. Hier geht es zu den Ergebnissen der Studie JobTrends 2017.