Tipps zum Referendariat - Ein Erfahrungsbericht

Sabrina hat in Münster Jura mit Schwerpunkt Steuerrecht studiert. Davor absolvierte sie ein duales Studium an der FH für Finanzen in Nordrhein-Westfalen. Aktuell macht Sabrina ihr Referendariat am Landgericht in Münster. Wir haben sie gefragt, was sie gern selbst vor ihrem Start ins Ref gewusst hätte.

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Sabrina, wie gefällt dir dein Referendariat bisher?

Das Ref macht mehr Spaß als das Studium und das Lernen fürs erste Examen. Ich kann mein Wissen anwenden und habe das Gefühl, dass die Investitionen der letzten fünf Jahre sich gelohnt haben. Es ist abwechslungsreicher und ich bekomme endlich Feedback. Man ist in der Lage, Urteile zu schreiben, die teilweise so übernommen werden von den Richtern. Das sind Erfolgserlebnisse.

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Wie bist du ans Landgericht nach Münster gekommen?

In Nordrhein-Westfalen bewirbst du dich beim Oberlandesgericht. Dann kannst du Zuweisungswünsche angeben. Bei mir hat es zum Glück mit meinem Favoriten geklappt. Mein Prüfer im mündlichen Examen hat mir zu Münster geraten, weil es dort meist leistungsstarke Arbeitsgemeinschaften und gute AG-Leiter gibt. Außerdem kann ich die einzelnen Stationen woanders machen.

Welche Stationen hattest du schon?

In den ersten fünf Monaten habe ich an einem Amtsgericht meine Zivilstation absolviert. Danach war ich für drei Monate bei der Staatsanwaltschaft am Landgericht Münster. Die Sitzungen waren aber im ganzen Gerichtsbezirk. In der Staatsanwaltschaft durfte ich mehr machen, aber wegen der Arbeitsbelastung schien mir die Stimmung dort schlechter als bei Gericht, wo man etwas mehr Freiraum und Entscheidungsspielraum bei der Zeiteinteilung hat. Aktuell bin ich für drei Monate in der Verwaltung. Weil ich verpasst habe, mich selbst um etwas zu kümmern, wurde ich einer Stadtverwaltung zugewiesen. Hätte mir jemand am Anfang gesagt: Sabrina, bemühe dich auf jeden Fall früh genug um eine Verwaltungsstation, dann hätte ich mich eher gekümmert. Alle Plätze, die ich wollte, waren Anfang Mai für September schon vergeben. Aber zum Glück gefällt es mir jetzt auch bei der Stadtverwaltung ganz gut.

Was kommt als nächstes?

Nach der Verwaltung kommt die Anwaltsstation. Die geht bis zum zweiten Examen. Im Studium war ich in den Steuerabteilungen von zwei größeren Kanzleien. Ich möchte mir aber nicht hinterher vorwerfen, nichts anderes kennengelernt habe. Also gehe ich für die ersten drei Monate nach Hamm in eine Kanzlei, bei der ich hauptsächlich mit Haftungsrecht für freie Berufe zu tun haben werde. Wenn Ärzte oder Anwälte Fehler machen, eröffnen sich spannende Probleme. Dadurch lernt man auch für sich selbst. Nach den drei Monaten schaue ich, ob ich in Hamm verlängere oder nochmal woanders hingehe.

Wie organisierst du dein Referendariat?

Ich habe das Gefühl, nicht so viel planen zu können. Die Arbeiten für den eigenen Ausbilder und Sitzungsdienste bei der Staatsanwaltschaft sind spontan. Ich weiß oft nicht, wie die nächste Woche aussieht. Manchmal hatte ich sehr viel zu tun und dann wieder nicht. Nur die AG ist regelmäßig einmal die Woche. Aktuell ist das noch recht entspannt. Aber wir schreiben in den AGs bereits Probeklausuren. Dann sehe ich, was ich schon kann und wo Lücken sind. Am Anfang denkt man zwar, dass es bis zum zweiten Examen noch so lange dauert, aber am Ende wird die Zeit immer knapp. Ich denke, wenn man konsequent immer alles nacharbeitet und Klausuren schreibt, ist man gut vorbereitet.

Wie ist deine AG?

Wir sind sehr leistungsstark, auch wenn da nicht nur Leute mit Prädikat sitzen. Alle sind sehr bemüht und die Stimmung ist auf jeden Fall besser als im Repetitorium vorm ersten Examen. Niemand fährt die Ellenbogen aus. Vielleicht weil jeder schon etwas für sich erreicht hat. Obwohl viele in Münster studiert haben, kannten sich nicht allzu viele. Das war gut für unsere Gruppe.

Gehst du während des Referendariats auch ins Ausland?

Ich war schon während des Studiums in Island, also habe ich für das Referendariat keinen Auslandsaufenthalt geplant. Aber manche bewerben sich für die Verwaltungsstation beim Auswärtigen Amt und gehen in eine Botschaft. Andere besuchen in der Wahlstation ein Auslandsbüro einer Kanzlei.

Wie nutzt du die Wahlstation?

Wenn ich weiß, wo ich später arbeiten möchte, gehe ich dorthin in der Wahlstation. Im Moment könnte ich mir Richteramt oder Staatsanwaltschaft vorstellen. Aber vielleicht habe ich auch nach der Anwaltsstation Lust, Anwältin zu werden.

Kommst du mit dem Geld hin?

Wir bekommen 966 Euro netto Unterhaltsbeihilfe und meine Wohnung kostet schon 600 Euro. Daher habe ich noch einen Nebenjob an der Uni als wissenschaftliche Hilfskraft und meine Eltern unterstützen mich. Aber ob das Geld ausreicht, hängt von jedem persönlich ab, Wohnung und Lebensstandard sind unterschiedlich. Je nach Job, Arbeitsbelastung und Persönlichkeit schafft man vielleicht auch nebenbei keinen Job. In der Uni musste ich einmal 60 Klausuren korrigieren, das war schon grenzwertig. In der Anwaltsstation bekomme ich zusätzlich ein bisschen Geld. Das ist zwar nicht selbstverständlich, aber als Anerkennung der eigenen Leistung angebracht. 

Wie bereitest du dich auf dein zweites Examen vor?

Ab jetzt möchte ich wieder konsequenter lernen, also Skripte durcharbeiten. Von der AG haben wir welche zum Strafrecht. In der Zivilstation haben wir viele Übungsklausuren geschrieben. Im zweiten Examen ist das noch wichtiger als beim ersten, denke ich. Deshalb muss ich mich nochmal genauer informieren, ob ich einen privaten Klausurenkurs buche oder woanders Fälle herbekomme. Einige gehen jetzt schon zum privaten Repetitor. Das baut irgendwie Druck auf. Vielleicht mache ich am Ende noch einen Crashkurs. In der Kanzlei, wo ich hingehe, gibt es kein Rep. Aber in den meisten Großkanzleien ist das üblich.

Könntest du dir einen deiner Stationsgeber als Arbeitgeber vorstellen?

Ich kann mir sowohl die Arbeit als Richterin als auch als Staatsanwältin vorstellen. Der Staatsdienst hat mir besser gefallen als die Praktika beim Anwalt während des Studiums. Ich kann mich mit der Tätigkeit besser identifizieren. Man kann sein eigenes Rechtsgefühl einfließen lassen. Als Anwalt musst du eine Seite vertreten und dann nur für diese argumentieren. Und eine Recherche vom Schreibtisch aus ist sehr theoretisch. Die Menschen vor sich zu haben, das finde ich interessant. Was ich mir auf keinen Fall vorstellen kann, ist, ewige Ausarbeitungen im Büro zu schreiben.

Tipps für dein Referendariat

  • Überlege dir, welche Erfahrungen du wo sammeln möchtest und bewerbe dich frühzeitig. Beachte die Fristen etwa für das Auswärtige Amt.
  • Arbeite am besten von Anfang an konsequent mit, dann kommst du mit dem Lernen nicht in Zeitnot.
  • Nutze die Wahlstation für eine Auslandserfahrung oder für weitere Erfahrungen bei deinem hoffentlich zukünftigen Arbeitgeber.
  • Schreibe ausreichend viele Klausuren zur Vorbereitung auf dein zweites Examen.
  • Finde heraus, welches Referendariat zu dir passt – zum Beispiel mit unserem Referendariatskompass. 

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